Wir wissen, und die NASA bestätigt das, dass es gibt keine
 Nuklearwaffen an der kanadischen Grenze gibt;
und es gibt keine Nuklearwaffen in Albanien
 – Albanien hat keine Nuklearkapazität.
Unsere Spionagesatelliten zeigen keine Trainingscamps
 für Terroristen im albanischen Hinterland.
Der Grenzschutz, das FBI, die kanadische Polizei melden keine
– ich wiederhole keine – verdächtigen Aktivitäten
entlang der malerischen kanadischen Grenze. […]
 Es gibt keinen Krieg!“
– „Klar gibt’s einen – ich seh’ ihn doch im Fernsehen!

Aus dem Film  „Wag the dog“ 1997

Einleitung

Diese Arbeit soll der Untersuchung der Symmetrie im virtuellen Raum der Medien dienen. Die grundlegende These dabei ist, dass es in den „neuen Kriegen“ der Asymmetrie eine quasi-symmetrische“ Konstellation innerhalb des Kommunikationskrieges auf dem Podium der Medien gibt. Die Arbeit bezieht sich weitgehend auf den Vergleich zwischen der Bush-Administration und dem Terrornetzwerk Al Qaida.
Obwohl ich im gesamten Text von Terrorismus rede, so sei doch vorausgestellt, dass es keine eindeutige Definition für dieses Phänomen gibt. Den Terrorismus, den ich meine, ist der postmoderne Terrorismus, also die jüngste Form, die laut der Zeitung „DIE ZEIT“ das 21. Jahrhundert erst einläutete. Das Wort Terrorismus ist aber überfrachtet mit negativen Konnotationen, daher möchte ich darauf hinweisen, dass ich zwar das Label „Terrorismus“ benutze, aber in dieser Arbeit wertfrei argumentieren möchte. Ob die hier angesprochenen Akteure legitimiert sind oder rechtmäßig handeln, soll nicht erörtert werden.
Diese Untersuchung soll also zeigen, ob es eine tendenzielle Symmetrie zwischen den beiden Lagern – Al Qaida und Bush-Administration – gibt. Ich werde zunächst die Akteursgruppen vorstellen und im Anschluss Grundsätzliches zur Symmetrie/Asymmetrie darlegen. Dann sollen die Medien an sich und deren Logik ausgemacht werden, auf deren Grundlage die Akteure reagieren. Im Weiteren soll untersucht werden, in wie fern diese zu deren Nutzen gebrauchen und wie die Akteure sich in den Medien verhalten.
Da dieses Geflecht in allen Bereichen vielgefächert ist, wird es durchaus vorkommen, dass manches doppelt erscheint. Dies ist dann der differenzierten Analyse  und der Vielzahl von Aspekten des Beispiels geschuldet.

Die Akteure des Beispiels

Zunächst will ich die Akteure vorstellen, an denen sich die Arbeit ausrichtet. Hauptbeispiele für die Betrachtung der Symmetrie des Kommunikationskrieges werden die zwei Kontrahentenlager Al Qaida und die Bush-Administration der USA sein. Dabei sei vorweg bemerkt, dass ich die Akteure als rational handelnde Personen sehe. Dabei folge ich der Prämisse von Herfried Münkler: „Terrorismus nicht mehr als eine Form organisierter Kriminalität, sondern als politisch-militärische Strategie zu betrachten.“ (Münkler 2002: 252). „Ihn beflügelt nicht religiöser Eifer, sondern religiöses Kalkül. ..[welches eine] tatsächlich sorgsam zurechtgelegte Taktik im Gewande des Hasses [ist]“ (Die Zeit 27.09.01b).
Nirgends drängt sich eine Inszenierung mehr auf als in den Medien. Das vermittelte Bild der Akteure ist nie real, sondern immer inszeniert. Und beide Parteien versuchen, das des anderen zu verändern. Die Bushregierung will Osama bin Laden als Kriminellen darstellen. Al Qaida sieht auf Seiten der USA ebenso kriminelle Machenschaften, die der Korruption und der  Unterdrückung des Islam. Es ist ein virtueller Kommunikationskrieg, indem die Akteure selbst einen Grad an Virtualität haben.


Beide Gruppierungen haben in den Medien eine Person, die als Führungsperson angesehen wird, also George W. Bush und Abu Abdullah alias Osama bin Laden. Seit dem 11. September wurden Bilder beider Personen des öfteren nebeneinander gestellt. Sie wurden als Gegensätze ikonisiert. Der Konflikt wird in vielen Teilen der Welt als Krieg zwischen Bush gegen bin Laden gesehen. Es gibt T-Shirts mit Aufdrucken, die Osama bin Laden darstellen (Vgl. Der Spiegel, 43/2001). Eine PR-Agentur des Weißen Haus’ hat ebenfalls T-Shirts mit dem Präsidenten George Bush herstellen lassen. Aber es gab auch T-Shirts mit dem Aufdruck: „Osama bin Laden – dead or alive“ (Paul 2004: 449). Bin Laden ist zwar seit den Terroranschlägen in Nairobi und Darssalam weltweit bekannt geworden (Hirschmann 2001: 7), aber erst seit den Anschlägen des 11. September wurde bin Laden in die Position eines globalen Akteurs erhoben. Der Journalist Rahimullah Jusufzai hat bin Laden zweimal getroffen und bemerkte: „Die Bedeutung des Mister bin Laden werde völlig überzeichnet.“ (Die Zeit 27.09.01b).
Was beide beispielhaften Akteure gemeinsam haben, ist der Anspruch das Opfer zu sein. Dies lässt sich medial gut ‚verkaufen’ und legitimiert den Kriegszustand, da es sich um eine Verteidigung handelt.
Das Terrornetzwerk Al Qaida heißt übersetzt „Die Basis“. Gemäß der Dokumentation von Barrat (2005) sollte aber eher von einer „Datenbank“ gesprochen werden. Diese „Datenbank“ ist eine Liste von Afghanen, wie die Gotteskrieger des Dschihad umgangsprachlich heißen. Es sind Personen die in Afghanistan für den Islam gekämpft haben und damit zu Ehren gekommen sind. Aber es bleibt weitgehend ein undefinierbares Netzwerk, deren Anhänger verschiedenen Führern folgen. Allen Sympathisanten dieser Gruppe ist jedoch gemein, dass sie die USA als „großen Teufel“ und Israel als „kleinen Teufel“ bekämpfen und den westlichen Imperialismus zurückdrängen wollen. Ihr erklärtes Ziel ist es, den Islam in der Gesetzgebung der islamischen Länder wieder herzustellen und die „korrupten“ arabischen Regime abzusetzen um eine panislamische Welt zu erschaffen (Hirschmann 2001: 16). Vor allem aber sollen die heiligen Stätten von den „Ungläubigen“ gesäubert und Palästina zu einem von Israel unabhängigen, souveränen Staat, verholfen werden; also die Regierungsgewalt zu übernehmen. Es ist eine Art „antimodernistischer Modernismus“ (Vgl. Meier 1995: 74).
Die Gruppe weiß sich medial gut durchzusetzen, denn das ist deren Strategie:  „Terror als Kommunikationsstrategie“ (Münkler 2002: 175ff). Durch Angst und Schrecken soll sich nicht nur ihre Anhängerschaft vergrößern, sondern vor allem Aufmerksamkeit erregt werden. Die Bush-Administration weiß ebenfalls um die Bedeutung der Medien,;das beweist nicht zuletzt die eigens dafür integrierte Abteilung des Weißen Hauses „Office of Global Communications“. Nach Mailer ist das erklärte Ziel der Konservativen, zu den auch die Bush-Administration gehört, das Weltimperium USA  (Mailer 2003: 62).
Die Legitimation bezieht die Terrororganisation aus der religiösen Tradition und schließlich von Gott selbst. Es ist der „Weg der Befreiung Al Quds“ und das führt über die Gräber der Märtyrer. Bush hingegen wurde gewählt, aber beide haben ihre Basis und Rückhalt in einem stark religiös geprägten Lager. Bush ist diesem Klientel sehr verbunden, denn sie stellen einen großen Anteil der Wähler dar. Der inszenierte und geförderte Patriotismus in den USA ist auch sehr mit der christlichen Religion verknüpft und das hat in den USA auch Traditition. Die  Ausdehnung der USA auf dem Nordamerikanischen Kontinent wurde mittels des „manifest Destiny“  (Encarta 1994) begründet. Dieser Begriff soll die göttliche Vorsehung erklären, sich auf dem Kontinenten nach Belieben auszubreiten.
George Bush will die Demokratie und Werte wie Menschenrechte exportieren.
„We’re selling a product. That product we are selling is democracy. It’s the free enterprise system, the American value system. It’s a product very much in demand. It’s a product that is very much needed.”                                             (Powell 2001, zitiert nach Sommer 2003: 70)

Das Sendungsbewusstsein, das dem Christentum entspricht, wird im arabischen Raum in jüngster Zeit als neuen „Kreuzzug“ gesehen (Vgl. Bin Laden bei Barrat 2005). In arabischen Regionen sind die Erinnerungen der Kolonialzeit noch nicht verblasst, dagegen ist weit mehr in Vergessenheit geraten, dass die arabischen Völker in beiden Weltkriegen an der Seite der Alliierten, um des Lohnes der Souveränität und eines vereinigtes Arabien, kämpften. Das Versprechen wurde in dieser Form nie erfüllt.
Bin Laden ist ohne Frage ein religiöser Fanatiker. Das gilt aber auch für George Bush, der selbst eine göttliche Erleuchtung erfahren hatte.
Was teilweise in Moscheen und Koranschulen gepredigt wird, ist im arabischen Raum tatsächlich oftmals der „Dschihad“. Sogar Tonaufnahmen seiner Ansprachen sind in einigen dieser Institutionen zu hören. Zwar haben beide Lager religiöse Fundamente, doch sind sie in den USA zum Teil säkularer als in zum Beispiel Palästina oder Afghanistan, obwohl ein US-Präsident stets eine religiöse Ader haben muss. Dennoch hat auch die Al Qaida-Gruppe eine Institution, die Moschee, über die sie „ihre Sache“ propagieren kann und woher sie ihre Legitimation und Unterstützung beziehen.
Ein grundlegender Unterschied zwischen den beiden Akteuren besteht darin, dass Bush eine Person der Öffentlichkeit ist. Bin Laden ist das nur in beschränkter Weise, da er, anders als Bush, nicht jederzeit im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht; nur dann, wenn er will. George Bush hingegen ist diesem Faktum permanent ausgesetzt.
Mit den Anschlägen hat die Al Qaida-Gruppe offensichtlich Furore gemacht und seit dem steht der arabische Raum und der Islam mehr im Blick als zuvor.

Grundsätzliches zur Symmetrieuntersuchung innerhalb des Kommunikationskrieges

Zur genaueren Betrachtung der These will ich in diesem Abschnitt die von Professor Münkler entwickelte Leitdifferenz zwischen Symmetrie und Asymmetrie auf deren Bedingungen hin untersuchen. Dies erscheint mir wichtig um eine quasi-symmetrische Konstellation innerhalb der Medienoperation, bzw. Infooperation, darzustellen. Ich werde nicht die gesamte Komplexität dieser Konzeption erläutern, sondern es soll hier genügen eine weiter vertikale Differenzierung zu erschließen, die sich auf die Bedingungen für Symmetrie bzw. Asymmetrie bezieht. Diese Bedingungen sind, entsprechend der Herkunft des Begriffs Symmetrie bzw. Asymmetrie, ebenfalls der Mathematik entliehen. Diesem Schema folgend, will ich die Leitdifferenz genauer betrachten.

Notwendige Bedingungen und Hinreichende Bedingungen für Symmetrie

Münkler diagnostiziert die militärische Überlegenheit einer Seite als Asymmetrie. Dies ist ohne Frage die offensichtliche und vielleicht die wichtigste Unterscheidung für die Konzeption der Symmetrie. Weitere Merkmale für die notwendigen Bedingungen sind die Art der Rekrutierung und die Form der Ausbildung. Zu Beachten ist bei einem militärischen Konflikt zudem die Chance zu töten und getötet zu werden.
Ein zunächst übersehbares Element bildet auf dieser Ebene die Kommunikation. Sie ist ein wichtiges Element der notwendigen Bedingungen. Münkler schreibt, „Terroristische Strategien zielen [..] auf die psychischen Folgen der Gewaltanwendung. […] “ (Münkler 2002: 177). Der Terrorismus selbst wird also kommuniziert. Die Verknüpfung zwischen Terrorismus und den Massenmedien, ist zu einer Symbiose  geworden. Der Terrorismus lebt sozusagen von den Medien und deren Berichterstattung vervielfältigt die Detonation einer, mit entsprechender Absicht platzierten, Bombe.
Die Kommunikation an sich wird sogar als Waffe benutzt, wie ich später noch ausführen werde. In unserer Zeit des globalen Dorfs, ist die Kommunikation und deren Vermittlung zu einem Dreh- und Angelpunkt geworden, vor allem für den Terrorismus. Damit wird ein weiterer Unterpunkt der Kommunikation, nämlich Information, in den Blickpunkt geführt. Das Wissen über die Gegenseite, die Informationen über verschiedenste Details, sind in unserer Zeit der Informationsgesellschaft immanent wichtig. Diese Informationen werden über die Kommunikation vermittelt werden, außerdem können Informationen die Kommunikation beeinflussen.
Diese notwendigen Bedingungen führen, sofern sie bei den Gegnern in symmetrischer Konstellation vorhanden sind – und hier vollzieht sich meine vertikale Differenzierung – zu den hinreichenden Bedingungen. Das bedeutet, dass die jeweiligen Gegner sich als Gleiche erkennen und damit auch anerkennen. Dies äußerte sich im klassischen (symmetrischen) Staatenkrieg in gegenseitigem Respekt und steuert die Errichtung, sowie Einhaltung von formalen und informalen Konventionen, wie der Krieg zu führen ist und wie mit etwaigen Gefangenen umzugehen ist. Darunter fällt auch die Trennung zwischen Kombattanten und Zivilisten, die im internationalen, postmodernen Terrorismus nicht zu finden ist.
Die Frage, die diese Arbeit beantworten will, ist, ob es innerhalb der Asymmetrie, symmetrische Konstellationen gibt. Die Pole der Asymmetrie und der Symmetrie sind auch nach Münkler nicht dichotom zu sehen, sondern es ist m.E. ein Feld, auf welchem viele verschiedenen Verbindungen möglich sind.
Für die Untersuchung meiner These, nehme ich unter den notwendigen Bedingungen die Kommunikation heraus.

Grundsätzliches zu  Kommunikation und Information

Zunächst erscheint es mir nötig eine Kommunikationsdefinition aufzustellen. Als Basis dient hierbei die Grundform der Kommunikationsdefinition, die Luckmann aufgestellt hat. Diese sogenannte ‚Face-to-Face’ Kommunikation, muss in der heutigen Welt um das Derivat der ‚Mittelbarkeit’ und der nur ‚bedingt wechselseitigen’ Kommunikation erweitert werden (Vgl. Luckmann 1984: 81). Dies ist nicht zuletzt wegen der Nutzung des Internets und der massenmedialen Kommunikationsform notwendig. So lässt sich die Kommunikation als mittelbare und bedingt wechselseitige Kommunikation definieren.
Eine symmetrische Konstellation lässt sich eventuell in der medienvermittelten Kommunikation und der dadurch erstandene Kommunikationskrieg vermuten. Der Kommunikationskrieg beinhaltet Propagandakrieg sowie Informationsoperation (oder kurz Infoop), deren Unterscheidung m. E die Form und Wahrnehmung ausmacht.
Die Form der Propaganda kann sowohl offensichtlich, durch Stereotypen, sein, aber auch Unterschwellig, durch die Einbindung des Propagandaobjekts in ein bekanntes Bezugssystem.  Die Propaganda will die Einstellung der Adressierten ändern . Gibt es zwei oder mehr Propagandaquellen, ist m. E. hierbei von einem Propagandakrieg zu sprechen. Die eigene und die feindliche Propaganda richtet sich meist nach Innen, kann aber sich auch nach Außen richten, indem sie sich drohend gebärt.
Die Infooperations werden wegen ihrer Nicht-Wahrnehmung nicht als Krieg, sondern als Operation dargestellt – ein semantisches Mittel zur Entbrutalisierung des Krieges. Die Infoops werden im Geheimen geführt und dadurch kaum bis gar nicht von den Medien und somit auch nicht von der Bevölkerung wahrgenommen.
In der Analyse der Subformen des Kommunikationskrieges oder Operations entlang der Kategorien macht eine Unterscheidung wegen seiner häufigen Vermischung wenig Sinn. Es sei hier nur der Genauigkeit differenziert worden.

Kommunikationswaffen
Für Clausewitz ist das Ziel des Krieges dem Gegner den eignen Willen aufzuzwingen, dies scheint um so erreichbarer, als dass man keine militärische Gewalt dafür benötigt, sondern Informationen und Kommunikation entsprechend einsetzen kann. Mittels Infoops oder Propagandakriegen lassen sich die Einstellungen der Gegner manipulieren.
Dass sich Informationen und Kommunikation auch als Waffe benutzen lassen will ich hier noch kurz an zwei Beispielen darstellen: Als am 10. Oktober das zweite „bin Laden Video“ bei Mediennetzwerk CNN einging, wurde nur ein Standbild und Ausschnitte der Audiospur veröffentlicht. Der damalige Außenminister, Colin Powell, beglückwünscht CNN für die freiwillige Zensur des Videos mit den Worten: „I think it’s responsible on the part of CNN to shade that a little bit so we don’t have it coming full force at us…“ (zitiert nach Sommer 2003: 47). Ein Beleg dafür aus dem Jahr 1983, ist ein Zitat des damaligen PR-Beauftragten der Navy, Arthur A. Humphires:
„Die Nachrichtenmedien können in der psychologischen  Kriegsführung ein nützliches Werkzeug, ja sogar eine Waffe sein, die den Soldaten den Einsatz ihrer schweren Waffen erspart.“
(zitiert nach Palm, Rötzer 2002: 106)

Der regierende Präsident der USA, George W. Bush, hat nicht nur im Afghanistankrieg versucht die Vorherrschaft über den Äther zu erlangen. Aber in diesem Konlikt gelang es der Bush-Administration jedoch, da alle Satelliteninformationen über diesem Gebiet schon vor und für die Dauer dieses Krieges gekauft wurden. Der einzige Sender der hätte berichten können, die afghanische Filiale von Al Jazeera, wurde von einer US-Missile getroffen. Ob dies Zufall war oder nicht sei dahin gestellt, aber dass dieser Krieg die wenigsten Informationen über das Kriegsgeschehen her gab (Vgl. Paul 2004: 450), war ein wesentliches Ziel des US-Pentagon. Die Zensur von Informationen und die Behinderung der Kommunikation, worauf ich weiter unten genauer eingehe, steht seit dem Vietnamkrieg in jedem Krieg in welchem die USA verwickelt ist, an oberster Priorität. Die Terrororganisation Al Qaida hat die Botschaft als Waffe längst erkannt. So ist es durchaus negativ für die USA, wenn sich Osama bin Laden nur meldet. Es demoralisiert und verängstigt die Gesellschaft, denn die eigentliche Botschaft einer Meldung des Top-Terroristen, ist die Allgegenwart und die Angst davor, dass sich ein ‚11. September’ wiederholen könnte. Die bloße Existenz verursacht dies und perpetuiert sich mittels das sich-zu-Wort-melden, das Kommunizieren und ist sich selbst gleichzeitig der Beweis für die Existenz.

Dass der Gegner in einem Infoop, nicht zwangsläufig ein Staat sein muss, geht aus einem Papier der „Defense Science Board (DSB) “ über Infoops aus dem Jahr 2000 hervor, dass nicht nur Staaten sondern auch „Entities“ die USA auf dieser Ebene herausfordern können. Mit solche Entitäten sind u.a. der Sender Al Jazeera gemeint, aber aus heutiger Sicht, könnte auch ein bin Laden eine Entität darstellen. Alles was dazu benötigt wird, ist ein Flyaway und eine Videokamera. Mit diesem Equipment könnten durchaus Daten in Satelliten eingespeist werden, dies wird gerade bin Laden, als Gesuchter kaum anstellen, da er dann aufspürbar wäre. Aber für die Symmetriebetrachtung es ist relevant, dass man in dem virtuellen Raum der Medien, keinen Staat braucht um diesen Kommunikationskrieg aufzunehmen.
Zudem zeichnet dieser Report keine positiven Bilder über eine Infoop für die USA. Darin wird sogar geschrieben, dass die USA nicht wirklich in der Lage sind, Infoops siegesgewiss zu begehen.
„While the United States is years ahead of its competitors in terms of military technology, in terms of PSYOP there are already competitors on par with or even arguably more sophisticated than the U.S.”                                         (DSB 2000: 11)

Seit spätestens dem 2. Weltkrieg ist klar gewesen, dass ein Krieg nur zu gewinnen sei, wenn die Öffentliche Meinung, das „richtige”, also das gewünschte Bild, von einem Krieg hat. Offensives Informationsmanagement und die Nutzung des immer schärferen Wettbewerbs der Medien um Aktualität und Sensation sind heute für die Interessen bei Kriegsführenden von höchster Wichtigkeit.
Die Medien

„Public opinon wins wars“
Dwight D. Eisenhower (1940)

Die modernen Massenmedien, und mir erscheint das ist die These vieler Forschenden dieses Gebiets, sind eine vermittelte Realität und dadurch stets virtuell. Der gesamte kommunizierte Krieg ist ein rein Virtueller. Diese Form der Kriegsführung ist nur durch die Medien möglich.
Die Realitätsüberprüfung im Kriegszustand ist selbst für Journalisten kaum möglich. Vor allem die Medien in den USA sind auf die Quellen aus dem Weißen Haus angewiesen. Kritik gegen diese Hand, die einen „füttert“, bleibt oft genug auf der Strecke. Dieser Vorgang hat aber auch gesetzliche und gesellschaftliche Sanktionierungsgründe (Vgl. Kleinstuber 2003: 218).
Al Jazeera dagegen erscheint mir als Gegenpart zu den westlichen Medien. Obwohl der Sender Vertragspartner von vielen westlichen Medien ist , ist dieser eher unabhängig gegenüber der Bush-Administration als dies zum Beispiel CNN ist, was schon mit der geographischen Lage, außerhalb der USA, erklärbar ist. Aber auch weil die Bush-Regierung diesen arabischen Sender abschalten lassen wollte. Und obwohl führende Mitglieder der dieser US-Regierung dort bereits wohlwollende Interviews absolvierten, ist Ihnen der Al Jazeera ein Dorn im Auge. So hatte die damalige Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice den Sender als Propagandaplattform bezeichnet (Vgl. Sommer 2003: 36ff).  So sehr US-Netzwerke die Meinung beeinflussen können, so sehr kann dies Al Jazeera im arabischen Raum.
Die Medienlandschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht und mit Medien meine ich die Massenmedien, also Fernsehen, Radio, Printmedien und Internet. Die Mächtigkeit der Massenmedien  lässt sich nur verstehen, wenn beachtet wird, dass schon 1997 98,5% der deutschen Haushalte mindestens ein Fernsehgerät besitzt. Das Medienunternehmen CNN, das größte US-Amerikanische News Network erreicht nach eigenen Angaben rund eine Billion Menschen in über 200 Staaten bzw. Territorien. Al-Jazeera hat seit dem Afghanistankrieg rund 35 Millionen Zuschauer täglich (Sommer 2003: 34ff).
Da der arabische Raum für diese Arbeit wichtig ist, ist es auch von Interesse, dass sowohl CNN, als auch BBC eine arabische Filiale eröffneten. Zuvor wurde gemeinsam mit Saudi-Arabien der MBC (Middle Eastern Broadcasting Company) errichtet, aber nach einem Jahr wurde dieser durch BBC Arabic ersetzt. Zweifelsohne können hier entsprechende Zuschauermengen vor den Fernseher gezogen werden, was für entsprechende Quoten sorgt. In Saudi Arabien sind viele auf bin Ladens Seite, weil 6000 US-Soldaten ‚islamischen Boden entweihen’. Das sehen auch die religiösen Rechtsgelehrten so (Die Zeit 27.09.01c). Selbst ägyptische Fernsehzuschauer haben einen gewissen ‚Draht’ zu dem Top-Terroristen bin Laden (ebd.), was vermutlich nicht zuletzt an den staatlich gelenkten Medien liegt, welche im Tagesprogramm mit Islamischen Predigern aufwarten; denn Ägyptens Staatsreligion ist der Islam und wie in so vielen arabischen Staaten, war der Islam die treibende Kraft der Nationenbildung in diesem Raum.  In allen Zeiten der Ignorierung der arabischen Interessen, ob Kolonialisierung oder den imperialistischen Interessen der USA ausgesetzt, entstand im arabischen Raum ein religiöser Eifer. Im Gegenzug säkularisierte sich die Region wie um die Mitte des 20. Jahrhunderts, „[der] Grund hierfür liegt im zeitgeschichtlichen Kontext von Entkolonisierung und postkolonialer Epoche.“ (Meier 1995: 76).
Schon während des sogenannten „Living-Room War“, dem Vietnamkrieg, bezogen die Menschen in den USA ihre Informationen zu rund 60% aus dem Fernsehen (Paul 2003: 311ff). Für die US-Bevölkerung ist nach wie vor die Hauptinformationsquelle das Fernsehen. Welches seit 1978 für eine steigende Zahl der US-Amerikaner die einzige Quelle ist (Vgl. Hoffmann 2001: 186). Die Nachricht wird erst so richtig zur solchen, wenn ein visueller Träger die Botschaft transportiert.
Heutzutage wird als weiteres Medium das Internet benutzt. Wie viele Menschen in welchen Regionen dies benutzen ist schwer auszumachen. Allerdings lässt sich sagen, dass es in den USA sehr viele sind und im arabischen Raum wohl nicht im selben Ausmaß, aber doch so viele, dass einige terroristische Gruppierungen ihre Homepage betreiben.
Die Medien wollen, entsprechend ihrem Auftrag, aufklären. Dass hier politische Einflussnahme betrieben wird, trifft für die arabischen Regionen wie für die westlichen Regionen zu. “Public opinion is a construction: of governments, of the media, and of everyday conversation influenced by goverments and the media.” (Edelmann 2001: 53 zitiert nach Hoffmann 2003: 87).

Bilder werden dabei von den Medien benutzt um eine emotionalere Wirkung zu erreichen, ein Beispiel liefert das bekannte Bild des Todesschuss von Saigon. Dieses Bild wurde sehr schnell zur Ikonographie im Widerstand gegen den Krieg und Sinnbild der Brutalität des Krieges, ähnlich den Bildern des 11. September (Vgl. Paul 2004: 355). Das Bild transportiert eine eindeutige Botschaft, die entsprechend inszeniert werden kann. Eine weitere Möglichkeit ist das Heraus- oder Hineinzoomen des Bildes, was Informationen gleichwohl hinzufügt oder entfernt. Die weitreichenden Möglichkeiten der Medien, die Einstellungen der Menschen weltweit zu manipulieren, ist wohl bekannt. Entscheidend ist jedoch, dass die Medien ihrer eigenen Logik folgen müssen, da ihr Überleben davon abhängt. Dies will ich im nächsten Abschnitt erörtern und im weiteren wird die Frage gestellt, in wie weit die politischen Akteure sich diesen Begebenheiten anpassen.

Medienlogik

Schon lange wird darüber debattiert, ob in den Medien zu viel Gewalt dargestellt wird. Wieso bringen dann die Medien soviel Gewalt ins Fernsehen?
Gewalt ist bei den Medien ein ultimativer Quotenbringer und Quote ist ja letztlich der ureigenste Antrieb der Medien. Gewalt und damit auch Krieg zieht die Medien in deren Bann. Gewalt und die Androhung von Gewalt hat hierbei nach einer Studie von Imhof und Eisenegger „Inszenierte Politik: Resonanz von ‚Events’ in den Medien“ denselben Effekt auf die Medien. Die Gewaltandrohung wird, nach Imhof und Eisenegger, dabei als symbolische Gewalt verstanden. Nachrichten brauchen Bilder, sie ergänzen sie. Ohne Bilder keine Nachricht, weiß man in journalistischen Kreisen; so sind Medien auf Bilder angewiesen.
Die Medien, welche die Bilder oder die Nachrichten transportieren, richten sich nach dem was die Menschen sehen wollen und Gewalt steht hier ganz oben an. Aber bitte ohne schlechtes Gewissen, denn es will kaum jemand wirklich Krieg sehen. So verklären die oft an mangelnder Brutalität leidenden Kriegsbilder das tatsächliche Gesicht des Krieges. Gewaltbilder konsumieren wollen aber offensichtlich viele. Hier entsteht die von Bruce Hoffman u. a. erklärte „Symbiose“ zwischen den Medien und dem postmodernen Terrorismus. Der Terrorismus braucht Aufmerksamkeit um seine Ziele darzustellen, aber vor allem des Aufmerksamkeitswillens für sich. Der Hauptgrund hierfür liegt nicht etwa darin, sich Gehör zu verschaffen – der postmoderne und im spezifischen der islamistische Terrorismus will dem technisch überlegenen Westen einen permanenten Angstzustand bescheren:  „I swear [..] America will never dream nor those who live in America will never taste security and safety…“ (Bin Laden auf CNN 2001, zitiert nach Sommer 2003: 44), sagte der meistgesuchteste Mann dieser Zeit: Osama bin Laden. Solche Gruppierungen wie das Terrornetzwerk Al Qaida brauchen die Medien, um sich ‚am Leben’ zu erhalten. Ohne Medien bekämen sie weder Unterstützung noch hätten sie in irgendeinen Erfolg.
Bruce Hoffman spricht nicht von Zufall, dass der Staat der am meisten Satelliten und das größte Geflecht von Mediennetzwerken hat, ständig Ziel terroristischer Anschläge ist (Vgl. Hoffmann 2001: 172ff).  Allerdings finde ich das zu kurz gegriffen, da mit Sicherheit auch die Mentalität der USA, ihre „Culture of Fear “ (Vgl. Glassner 1999), und besonders die Politik der USA ausschlaggebend sind, warum dieses Land derart oft Ziel terroristischer Aktionen ist. Auch Norman Mailer sieht den Grund des Hasses in der Angst der US-Bevölkerung (Vgl. Mailer 2003: 32).
Ein Beispiel dafür beschreibt Bruce Hoffmann mit der sogenannten „Beirutkrise“. In den 17 Tagen der Flugzeugentführung durch libanesisch-schiitische Terroristen gingen ca. 500 Meldungen durch die Presseticker, was einem Durchschnitt von 28,8 Meldungen am Tag entspricht. Die Aufmerksamkeit dafür und die Einmischung der Medien bei diese Entführung, durch ihre emotionalisierten Berichte, führte letztlich dazu, den Druck auf den damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan und damit auf die damalige israelische Regierung derart zu erhöhen, dass den Forderungen der Entführer nachgegeben wurde (Vgl. Hoffmann 2001: 173ff). Die Medien „vervollständigen“ auch die Pläne terroristischer Netzwerke, in dem sie eine ‚Story’ solange wie möglich ausbeuten. Dies bedeutet, dass sie die Emotionalität steigern, in dem sie die Hinterbliebenen bzw. Überlebenden über Wochen interviewen und so lange wie möglich über den Schmerz und die Ungeheuerlichkeit berichten. Hierbei können die Terroristen selbst nach Abklang der Resonanz der eigentlichen Tat weiterhin im Gedächtnis bleiben.
Ein weiterer Vorwurf an die Medien ist, dass ihre Hintergrundinformationen bezüglich der Gewalt bzw. Kriegsberichterstattung, ungenügend ist. In der einschlägigen Literatur (Paul 2003; Palm, Rötzer 2003 u.a.) wird dies auf die erhöhten Wettbewerbsbedingungen zurückgeführt. Selbst große Mediennetzwerke wie CNN selektieren ihre Berichte nach dem Kosten/Nutzen-Prinzip, wobei die Relevanz der Berichte und die Hintergründe des Kriegsgeschehens (oder des Terroranschlags) stark vernachlässigt werden.

Aufmerksamkeit durch Events

Die bereits erwähnte Studie von Imhof und Eisenegger, zur „Resonanz von ‚Events’ in den Medien“ behandelt eigentlich, wie der Titel schon sagt, ‚Events’. Aber es gibt dennoch Verbindungen, denn Events werden als Aktionen gesehen, die Aufmerksamkeit erzeugen wollen. Imhof und Eisenegger bemerken, dass  Events besonders erfolgreich sind, wenn sie einen Moralverstoß produzieren. Der Grund hierfür ist die erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber Gewalt und oder Gewaltandrohung. Wobei die Botschaft bei solchen Events nicht gut transportiert wird. Wie bereits erwähnt wollen Terroristen Aufmerksamkeit, vor allem mediale Aufmerksamkeit. Die genaue Botschaft ist bei einem Terroranschlag unerheblich, denn bereits die Gewissheit über die Existenz und die Möglichkeit eines Anschlags beeinflussen Wirtschaft und die psychologische Verfasstheit postheroischer Gesellschaften (Vgl. Münkler 2003: 198ff).  Erfolgreiche Events sind in der zugespitzten Form durchaus mit Terroranschlägen vergleichbar, beide erreichen das Ziel einer größtmögliche Aufmerksamkeit, durch moralische Verstöße bzw. Gewalt und/oder deren Androhung. Die Medien vermitteln dies, wie ich das oben bereits beschrieben habe.

Etablierte und nicht etablierte Akteure

Imhof und Eisenegger teilen die Akteure in Etablierte und Nicht-Etablierte auf. Bei etablierten Akteuren wird die Botschaft gut transportiert. Bei nicht etablierten Akteuren kommt es bei einem Event mit Moralverstoß zwar zu sehr hohen Aufmerksamkeit, aber die Information dieser Akteure wird nicht überzeugend transportiert. Die Studie bezieht sich in diesem Punkt auf gewisse Lobbies, wie die Bauern, als Nicht-Etablierte. Etablierte sind reguläre Politiker, deren Aufmerksamkeit nicht dermaßen hoch ist.
Dies lässt sich ebenfalls leicht mit den für diese Arbeit wichtigen Akteuren vergleichen. So bestätigt Hoffmann (S. 190 ff) u.a. dass die Botschaft von Terroristen in der betroffenen Bevölkerung nicht ankommt, die Tat bzw. der Event aber sehr wohl. Die Message von zum Beispiel George Bush findet in der westlichen Welt respektive in der USA sehr wohl den Weg zum Gehör. Dies betrifft aber eben nur die westliche Welt, bzw. die USA. Im Arabischen Raum hat Bush nicht im gleichen Rahmen die Möglichkeit seine Aussage zum Publikum zu transportieren. Osama bin Laden aber kann sich durchaus in dieser Region Gehör verschaffen, auch ohne Gewalt. Die Studie von Imhof und Eisenegger bezieht sich nur auf die Schweiz, aber der postmoderne Terrorismus handelt global. Je nach Region können die Akteure in Etablierte und nicht Etablierte eingeteilt werden. So kann auch gemäß der Studie bei beiden von Botschaftsdefiziten und erhöhter Aufmerksamkeit sprechen, wenn man die ‚Hauptdarsteller’ in ihrer jeweiligen Region, im Sinne der Studie von Imhof/Eisenegger, sieht.
Hier besteht nach meiner Auffassung nach eine tendenzielle Symmetrie, da die Etablierung je nach Region bedingt. Allerdings muss man hier Abstriche machen. Zum Einen sind Akteure einer Terrororganisation nicht wie Mitglieder einer staatlichen Regierung, permanent in der Öffentlichkeit und damit den Medien zugänglich. Auch wenn Persönlichkeiten, wie der US-Präsident, ihre Privatsphäre zu schützen versuchen, so sind Führungsmitglieder einer terroristischen Gruppe, durch ihre Unsichtbarkeit im Vorteil. Zum Anderen, wie ich unten ausführe, ist der Aufmerksamkeitswunsch ungleich im Vergleich der Hauptakteure.
Erst im Weiteren kann sich die Bestimmung der Symmetrie entsprechend der Kategorienanalyse entscheiden, aber eine tendenzielle Symmetrie ist dennoch vorhanden.

MediendimensionenBetrachtet man die Dimensionen die für die Medien grundlegend sind, kann man nach Imhof/Eisenegger, drei Arten differenzieren . Die Sozialdimension habe ich bereits erwähnt. Die Medien werden durch einen Moralverstoß auf die Tagesordnung gerufen. Ein Moralverstoß ist, wie ich bereits weiter oben erwähnte, die Ausübung oder die Androhung von Gewalt. Eine weitere Dimension ist die Aktualität. Wenn eine Nachricht exklusiv ist oder der Sender hat unveröffentlichtes Material über einen Vorgang, wird diese Nachricht zu einer ‚Top-Story’. Die letzte Dimension, die Sachdimension, die die Inhalte und die Hintergründe enthält, wird wegen des Wettbewerbs und der daraus resultierenden Kosteneinsparungen oft vernachlässigt. Dies bestätigt auch eine Studie (Vgl. Paul 2004: 387), die in den USA durchgeführt wurde, dass die Informationen bezüglich des Kriegsgeschehens nur oberflächlich waren . Schon aufgrund der ständigen Kurzzusammenfassungen ist eine umfassende Reportage nicht möglich. Allein der Kanal „Arte“ hatte am 11. September 2001 eine drei Stunden Reportage gesendet.

Sozialdimension                                                                                  Zeitdimension     Sachdimension
Moral                                                                                                       Aktualität               Inhalte
Aufmerksamkeit durch Moralverstoß (Gewalt/ Terror)    Aktueller Bezug    Zielgruppe

Selbst die Akteure handeln nach diesen Dimensionen, da ihre Botschaft und ihr Engagement, durch die Medien transportiert werden und sie diese entsprechend mediengerecht anbieten. Unter der Prämisse, dass die beiden Akteure die Beispielhaft in dieser Arbeit stehen, also Osama bin Laden und George W. Bush, rationale Akteure und damit (in ihrer jeweiligen Region) etablierte Akteure sind, muss Ihnen auch rationales Handeln beigepflichtet werden. Beide agieren über die Medien und müssen sich entsprechend geben. Gemäß dieser Prämisse lässt sich Dörners Analyse über die Politik in der medialen Erlebnisgesellschaft hierauf auch anwenden. In seinem Buch schreibt er zwar von einer Unterhaltungsform (Vgl. Dörner 2001: 31ff), aber heben wir den Blick vom hedonistischen ab, so bleibt die Inszenierung der Politik. Also müssen sich auch die hier erwähnte Akteure selbst inszenieren und damit der Logik der Medien folgen; und damit ebenso ihre Dimensionen übernehmen.
So lautet dann auch eine These von Viehoff und Fahlenbach: „Medienbilder sind grundsätzlich inszeniert…“ (2003: 42).
Die Sozialdimension ist am geeingnetsten in ihrem Bezugsraum zu untersuchen. Für diese Dimension ist die Mentalität, die Ethik und die Sitte verantwortlich. Bin Laden spricht vom US-Amerikanischen Kulturimperialismus und dass US-Soldaten auf heiligem Boden eine Schande für den Islam sei. Im arabischen Raum wird der USA oftmals imperialistisches Agieren vorgeworfen. „the one-day Forum for the Future conference in Morocco is viewed by many in the Middle East as a form of US imperialism” (Al Jazeera b).
Schon allein die Definition des Gegners zeigt auf, dass sich die Akteure um die Definitionsmacht sorgen: Terroristen und Terroranschläge oder Gotteskrieger und der gerechte Krieg, aber letzteren beansprucht auch George W. Bush. Ich denke diese Beispiele machen klar, worum es in dieser Dimension geht. Auch wenn es offensichtlich ist, dass beide nicht das vorgeben, worum es Ihnen wirklich geht, muss doch von diesen Aussagen ausgegangen werden. Beide stehen in der selben Position Aufmerksamkeit in der Region des ‚Feindes’ zu erregen und moralische Verstöße zu versuchen, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Nur muss man sagen, dass Bush nicht primär um der Aufmerksamkeit willen Krieg führt, bin Laden allerdings schon. Dies rührt sicherlich aus der Asymmetrie der realen Situation her. Jedoch will George Bush in einem Krieg schon beweisen, dass er die Macht hat, den gegnerischen Willen zu brechen. Aus diesen Gründen kann man hier nicht von einer strikten Symmetrie sprechen, sondern muss hier von einer tendenziellen Symmetrie sprechen. Obgleich bei beiden die Begründung für ihre Taten wichtiger ist, als der reale, tatsächliche Grund.
Bei der Zeitdimension wissen beide Parteien um die Immanenz, Medien brauchen Aktualität und die Akteure tun gut daran dies den Medien zu geben. So haben die Bin Laden Videos des Netzwerks Al Qaida oftmals einen zeitlichen Bezug. Eine führende Person des Terrornetzwerks, Al Zawahiri, spricht im ersten Video von einem zeitlichen Bezug: „And today your government is leading you to another lost battle…“ (Vgl. Sommer 2003: 43) oder im dritten Video aus der Al Qaida-Produktion wird auf das anstehende Treffen der UN wegen des Afghanistankrieges hingewiesen. Der Sender CNN, der das Video nicht ausstrahlte, aber einiges daraus zitierte, blendete mit Standbild, folgendes ein: „He calls the United Nations an instrument of crime against Muslims and says Muslim leaders who work with he U.N. are, quote, „hypocrites“.“ Im Anschluss daran wird berichtet, dass die UN Generalversammlung in der nächsten Woche stattfindet (Sommer 2003: 48f). Auch US-Präsident Bush hält sich an diese goldene Regel der Aktualität. Auf die ‚Bin Laden – Video’ wurde mit einem sofortigen Pressebriefing  geantwortet . Diese Dimension gilt zwangsläufig auf grund der Medienlogik, die ich oben beschrieb, für alle Beteiligten gleich. Wer keine Aktualität bietet verschwindet aus den Top-News der Sender oder den Deckblättern der Zeitungen. Ein historisches Beispiel bieten die Fotos des Einsatzes der ersten Atombombe. Die Bilder der Pilzwolke wurden erst nach der offiziellen Niederlage Japans freigegeben und damit wurden sie in keiner Zeitung auf dem Deckblatt abgedruckt (Paul 2004: 249). Hier muss man also von einer Zwangssymmetrie reden. Auch Bruce Hoffmann gibt dies an, wenn er Lloyd Cutler  zitiert, der meinte dass wenn etwas in den Medien berichtet wird, muss die Regierung bis zu den Abend- Nachrichten reagieren (Vgl. Hoffmann 2001: 202).

Die dritte Dimension, die Sachdimension, will eine gewisse Zielgruppe ansprechen. Auch hier ist der Unterschied zwischen der Bush-Administration und dem Netzwerk Al Qaida nur in der entsprechenden Wortwahl verschieden. Beide wollen ihre Zielgruppe für die Sache begeistern und ein besonders böses Bild des Gegners zeichnen. Bin Laden spricht vom Angriff auf den Islam. Bush hingegen spricht vom Angriff auf die Freiheit. Das jeweils höchste Gut in der jeweiligen Gesellschaft. Auch hier kann von Symmetrie gesprochen werden.

Allerdings sind diese drei Dimensionen nur abstrakter Natur, aber sie sind für eine grundlegende Symmetrie geeignet.
Die grundsätzliche Wirkung der Medien auf die Bevölkerung und den jeweiligen Gegner ist für diese Arbeit nur im Bezug auf die gewünschten Effekte der Akteure interessant. Das primäre Interesse des Terrorismus ist die Erzeugung von Angst. Diese wird durch die Medien vervielfacht. Wie oben erwähnt, will bin Laden, dass sich die USA nicht mehr sicher fühlen kann. Die Abwesenheit von Sicherheit macht die Menschen besser manipulierbar, da ängstliche Menschen unsicher sind. Die US-Medien produzieren Angst vor Gewalttaten bereits zum Vorabendprogramm. Dies ist natürlich nicht von der Bush-Administration gewollt, doch es spielt Ihnen in die Hände. So ist doch die Frage, ob Bush für die zweite Amtszeit gewählt worden wäre, wenn der Terrorismus nicht dermaßen Thema im Wahlkampf gewesen wäre. Norman Mailer schreibt, dass die Legitimität Bushs angezweifelt wurde. „Dann kam der 11. September und änderte alles“ (Mailer 2003: 49). In den US-Medien wird dagegen spekuliert ob die Terroristen die Ideen aus den US-Medien übernommen haben. Denn die Medien in den USA haben viele mögliche Variationen eines Terrorangriffs in ihren Programmen durchgespielt.

Aber nach Außen versteht es Bush mit seinen Ultimaten die Bevölkerung und den Gegenpart einzuschüchtern. Dies geschieht letztlich für alle sichtbar durch die Medien. Durch die Androhung von Gewalt oder den Einsatz von Gewalt gegenüber des Gegners erfahren die jeweiligen Gegner meist Unterstützung aus den eigenen Reihen. Aber auch Aufrufe der Eliten über die Medien sorgen für Unterstützung. Dies ist also ebenso ein wichtiges Ziel dass die Akteure über die Medien versuchen zu erreichen, egal ob dies moralischer oder finanzieller Natur ist.
Mit der Verstärkung eines Terroranschlags durch die Medien wird außerdem Druck auf die jeweilige Führung ausgeübt, wie dies beispielhaft in der Beirutkrise war, als letztlich die Gefangenen freigelassen wurden. Aber auch ein Staat kann auf regulärem Weg, dem Weg des Krieges, Druck auf Regierungen ausüben. So geschehen, im Afghanistankrieg, als die Taliban, zuvor durchaus als Geschäftspartner akzeptiert, den gesuchten bin Laden nicht preisgeben wollten. Jede Partei versucht mittels Androhung von Gewalt der Gegenposition den eigenen Willen aufzuzwingen, wie es Clausewitz schon vor über hundert Jahren wusste. Ein wesentlicher Unterschied zwischen Terroristen und staatlichen Akteuren ist jedoch, dass letztere versuchen die Drohung nur über den Äther laufen zu lassen, nicht aber den Gewaltakt als solchen. Das ist eine der Einschränkungen, die auch bezüglich der Etablierung der Akteure (siehe oben) gemacht werden muss.
Die letzte anzusprechende Wirkung ist die Realitätserzeugung. Die Medien werden zu Glaubensmacher. „Bilder können nicht lügen“, ist die Devise, die vielen Menschen etwas vormacht, das sie nicht überprüfen können oder wollen. Früh beschreibt die Wirkung der Medien, unter der Prämisse des aktiven Wahrnehmens bzw. des aktiven ‚sich-den-Medien-Aussetzens’, so:
„Medienwirkungen sind kein Transport von Wirklichkeit über die Medien zum Publikum. Wirklichkeiten entstehen unter dem begrenzten, aber nachhaltigen Einfluss der Medien im Bewusstsein des Publikums unter mannigfaltigen Transformationen bei jedem Anlass und nicht immer auf dieselbe Art“ (Früh 1994:405; zitiert nach Sommer 2003: 101)

Schon durch die Partizipation durch das Fernsehen, vor allem, wenn es live ist, oder als solches dargestellt wird, kann Wirklichkeit entstehen lassen.
„Bei näherer Analyse des Sendematerials vom 11. September 2001 zeigt sich, dass [..] die Sendeformzuweisung ’Live-Übertragung’ den Anspruch direkter Wirklichkeitsvermittlung impliziert…“                                         (Bleicher 2003: 63)

Die Akteure lassen die Medien ganz bewusst Realität mit Fiktion vermischen, um eine Realität nach eigenen Maßstäben zu schaffen. Dies ist wohl einer der kniffligsten Punkte, da Realität durch die Wahrnehmung erst geschaffen wird und die Medien für den Durchschnittsbürger nicht nachprüfbare Nachrichten weiterleiten.
Gestört wurde dieses Bild erst durch den 11. September 2001, als „den Bildern die brutale Macht des Faktischen zurückgegeben [wurde]…“ (Axel Schmitt; zitiert nach Paul 2004: 433, 434). Die Medien waren bis dato derart gezähmt, dass Tote in den Nachrichten inakzeptabel waren. Norman Mailer meinte zu diesem 11.9.: „Es war, als seien unsere Fernseher plötzlich lebendig geworden.“ (Mailer 2003: 49). Denn in vielen Hollywood-Produktionen hatte man diese Türme schon häufiger einstürzen sehen. Eine entsprechende These der Forscher Viehoff  und Fahlenbach lautet, dass „Medienbilder [..] zeitgenössische Medienwirklichkeiten […] [schaffen]“ (Viehoff/Fahlenbach 2003: 42).
Das Fernsehen hat bereits zu einer Vermischung von Realität und Fiktion beigetragen . Im Golfkrieg 1991 wurde des öfteren „live“ eingeblendet obwohl dies nicht live war. Das entspricht der Zeitdimension der Medienlogik. Aber es ist auch ein Beleg für die Vermengung von Fiktion und Realität. Die Echtzeitberichterstattung und Liveberichte sind nach CNN-Reporter Peter Arnett das ‚ultimo nuntio’ der heutigen Medien (Vgl. Paul 2004: 367). Dies machte sich im das erste Mal seit Ende des kalten Krieges im Golfkrieg 1991 bemerkbar. Schon das UN-Mandat wurde durch eine PR-Trick  der Agentur „Hill & Knowlton“ erlangt. Schließlich ist die Unterscheidung zwischen Zensur und Reality-Fiction kaum auszumachen. Eine Zensur wie sie im Golfkrieg 1991 stattfand, war bis zu der Zeit einzigartig. Bewerkstelligt wurde das unter anderem auch durch einen Media-Pool, den das US-Pentagon speziell dafür eingerichtet hatte. Hier werden Nachrichten und vor allem Bilder gesammelt, zensiert und dann an die Medien weitergegeben.
Das Pentagon hat nicht nur eine Zensurstelle für Nachrichten, sondern auch das ICT (Institute for creative Technologies). In diesem Institut arbeiten Leute aus Hollywood, also Produzenten und Schauspieler mit Militärangehörigen zusammen, um Trainingsmethoden, Kommunikationsstrategien und Techniken für das Militär zu entwickeln. Einige virtuelle Kampffelder werden später von den beim ICT mitwirkenden Softwarefirmen, wie Cyberextruder, als Computerspiele vermarktet.
Man kann in mehreren Spielen den Gegner mittels eines runtergeladenen ‚Patchs ’ mit dem Gesicht von Osama bin Laden vermerken und vielleicht gibt es im arabischen Raum einen ‚Patch’ mit dem Gesicht des US-Präsidenten. Aber zusammen mit Hollywood arbeitet man auch an daran, das Image der USA zu erhöhen und den Medienkrieg gegen Terrorismus zu gewinnen.
Exkursion: Hollywood
Eine bemerkenswerte Mischung der Realität mit der Fiktion von US-Seite ist die Einmischung des Pentagon in Hollywood-Produktionen. Auf dem Sender UPN lief zu Zeiten des Afghanistanfeldzugs ein Spot des Captains des „Raumschiffs Enterprise“, einer gleichnamigen Science-Fiction Fernsehserie, in welchem er die Besatzung des Flugzeugträgers, der wirklichen „USS Enterprise“ zu Hause willkommen heißt (Vgl. Sommer 2003: 76). Da Hollywood nicht nur für Kriegsfilme die materielle Unterstützung des US-Militärs braucht, nimmt sich das Pentagon dafür Änderungspläne an Drehbüchern heraus. Der Vertrag bei einem solchen Filmprojekt, sofern er vom Pentagon unterstützt wird, ist auf die simple Linie zurück zu führen: Zugang für Loyalität (Vgl. Mascaro 2004). Hier wird ein Heroismus produziert, der seinesgleichen nur in heroischen Gesellschaften wiederfindet. Ein Leiter der Prüfstelle des Pentagons für die Zusammenarbeit von Militär und Filmproduzenten, meint, dass die meisten Menschen den 1. Eindruck über das Militär durch Hollywood-Produktionen gewinnen. Entsprechend hoch ist der gewollte Einfluss gegenüber den Drehbüchern der Produzenten.
Aus dem Vertrag zwischen Hollywood und dem Militär geht hervor, dass „Die Produktion von Filmen, [welche die] Unterstützung des Militärs benötigen, [den] Rekrutierungsprogrammen der Streitkräfte helfen [sollen].“ (Vgl. Mascaro 2004).
Der 2004 veröffentlichte Film über die Soldatin Jessica Lynch, ist eine „Reality-Fiction“. Die Frau wurde vom Pentagon als Heldin gefeiert. Sie soll gefangengenommen und durch eine Eliteeinheit befreit worden sein. Die Washington Post hatte aber herausgefunden, dass sie einen Verkehrsunfall auf „feindlichen Gebiet“ hatte und deswegen verletzt war. Der Film über sie enthält beide Variationen des Geschehenen. Die Authentizität wird durch Zeitungsberichte erzeugt.
Eine filmähnliche Fortführung der realen Geschichte des 11. September, folgt im Afghanistan- und abgeschwächt im Irakkrieg . Diese Kriege wurden von der US-Regierung medial in Szene gesetzt.
„Mit der Militärischen erfolgt die mediale Mobilmachung: Von der Wiederholung zu Wiederholung verfeinert, erfuhren die Bilder, die den Anschlag auf die Wohnzimmer der Welt geführt hatten, in den Tagen darauf einen grundlegenden Bedeutungswandel. Unterlegt mit Monumentalmusik, kombiniert mit Aufnahmen trauernder Überlebender, jubelnder Palästinenser und eines Präsidenten, der auf den qualmenden Schutzhügeln New Yorks stand, erschienen sie wie ein Ruf zu den Waffen.“
(Schuster 2001: 55, zitiert nach Bleicher 2003: 70f)

Aber nicht nur Hollywood übernimmt die Vorgaben des Pentagons, sondern in einer Reziprozität übernimmt das Pentagon den Aufbau des Krieges wie in einem Spielfilm. Der Golfkrieg 1991 ist dafür ein Beispiel. Zunächst erscheint der US-Präsident mit der Einführung: die Bösen und die Guten werden eingeführt und es kommt zu einem Ultimatum. Die Spannung steigert sich, bis es schließlich zur ‚Action’, bzw. zur Kriegshandlung kommt. Der Fernsehzuschauer sieht saubere Waffen, eine saubere Kriegsführung, noch dazu im Namen des Guten. Die Bilder dienen dabei zur Legitimierung und zur Inszenierung, da sie einprägsamer und mächtiger sind als Wortberichte. Die US-Soldaten sind die guten, braven Jungs von nebenan, die für das ‚Gute‘ kämpfen und endlich obsiegt das Gute auch –‚Happy End’.
Genauso, obgleich ohne Wiederkehr sehen sich die unzähligen Selbstmordattentäter, die in den Dschihad, den heiligen Krieg ziehen. In ihren Augen sterben sie für eine gute Sache, was für viele Kriege gilt, doch wegen der Medien und deren Berichterstattung muss man dies mehr denn je begründen. Ironischer Weise ist es aber auch nur dadurch möglich.
Aber auch nicht alle Gotteskrieger sind Selbstmordattentäter. Nichtsdestotrotz versprechen nicht wenige religiöse Führer ihnen ein Leben im Schlaraffenland im Jenseits, inklusive der willigen Jungfrauen. Außerdem gibt es Videos, in denen sich die jungen Selbstmordattentäter vor ihrem Martyrium lachend und glücklich zeigen. „Als liebten sie den Tod so, wie ihre Gegner das Leben lieben“ (Fouad Hussein in Barrat 2005). Die Familie, aus welcher der Märtyrer stammt, wird als Familie eines Helden gefeiert, man könnte sogar eines ‚Stars’ sagen. Hier verortet sich also die Heilserwartung mehr im Jenseits als bei den „Kriegern“ der USA.
Bei der Betrachtung des vermeintlichen Anführers des Terror-Netzwerks Al Qaida, Osama bin Laden, ist allein schon interessant, das er ist zu einer virtuellen Person geworden ist; von sich selbst projiziert und nicht zuletzt von der Bush-Administration zum Mythos gemacht . Er ist nicht zufassen und so erscheint er als Video-Geist auf den Bildschirmen der Welt. Er kann mittels seiner virtuellen Erscheinung ständig nachgeahmt oder implementiert werden. Um seine Existenz in der Realität zu verankern, werden auf Sendern wie CNN, Spezialisten eingeladen, die seine Echtheit garantieren sollen. Peter Bergen, der ihn einmal interviewte, ist ein Beispiel dafür. Sie konstatieren die Authentizität der Videos. Durch diesen Umweg wird das Image des ‚virtuellen bin Laden’, transportiert und wieder in eine Realität zurückgeholt, was den Zuschauern Echtheit garantiert. „Tatsächlich ist das (Video-)Bild bin Ladens weitaus mächtiger, als dieser es als reale Person in diesem Konflikt je hätte sein können.“ (Sommer 2003: 104). Aber auch, weil bin Laden dadurch fast zu einem Popstar in den Gebieten mit vorwiegend muslimischer Bevölkerung geworden ist.
Auf Al Jazeera, und damit für die arabische Bevölkerung, ist bin Laden sehr viel greifbarer, was u.a. damit zu tun hat, dass der Sender aus Qatar, die Videos komplett ausgestrahlt hat. Er ist auf Arabisch und er strahlt auch mehr über Al Qaida als CNN aus. Zudem werden andere Videos gezeigt, die bin Laden als regulären, etablierten Akteur zeigen (Vgl. Barrat 2005). Die medial vermittelte Realität transportiert seine Taten sehr schnell und in großem Umfang. Als Pendant zu Heroisierung in Soldaten in den USA, lässt sich die vielleicht die Heroisierung der Krieger in Afghanistan vergleichen, die sich in den Predigten der Kämpfer und den religiösen Befürwortern des Dschihad spiegeln.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Realitätserzeugung durch die Medien, von den jeweiligen Akteuren abhängt. Die Rezeption in der Bevölkerung wird von den Medien vermittelt. Eine Untersuchung dessen erscheint weniger von Interesse, als die Beeinflussung der Medien durch die Akteure.

Der Kommunikationskrieg
Video- Kommunikationskrieg
Der offensichtlichste kommunizierte Angriff geschah über die sogenannten „Bin Laden Videos “, in denen bin Laden aber nicht allein, bzw. nicht alleiniger Sprecher  war. Das erste Video am 07. Oktober 2001, der Tag an dem die ersten Ziele in Afghanistan angegriffen wurden, zeigte zunächst um Ayman al-Zawahiri . Mögen die Angriffe der US-Bomber zur besten Sendezeit stattfinden, so war sich die Al Qaida-Gruppe bewusst, dass die Angriffe eine sehr gute Sendezeit für sie selbst liefern. Al Zawahiri spricht zuerst an die Moslems. Er beschwört das Ende der Unterdrückung der islamischen Welt, ruft praktisch zum Krieg gegen die Ungläubigen auf und erläutert seine Forderungen, wie sie oben bereits ausgeführt sind. Dieser Aufruf sollte alle Moslems in der Welt in Aufruhr versetzen. Dann folgt eine Ansprache, die sich direkt an die US-Bevölkerung richtet, was den US-Präsidentschaftsansprachen ähnelt.
„And before I start my speech to you, I shall – I would like to ask the American people, which his government pushes it against our nation. All American people can you ask yourselves why all this hate against America and against Israel? Why?”
(Al Zawahiri 2001, zitiert nach Sommer 2003: 43)

Danach folgt Osama bin Laden, der die Drohung der permanenten Unsicherheit ausspricht und sich zu den Anschlägen des 11. September äußert. Er macht jedoch keine Angabe zu seiner Beteiligung und hat dies bisher auch vermieden. Vorstellen muss er sich nicht mehr, das hatte bereits die Bush-Administration getan und wurde durch die Medien weltweit bekannt gemacht. Damit hatte er den Bekanntheitsgrad des US-Präsidenten erreicht.
Durch die Aktualität des Themas – zweieinhalb Stunden nach den ersten Angriffen – und dem Schriftzug „live Al Jazeera Coverage“ entstand eine virtuelle Live-Schaltung; als würde bin Laden live aus seinem Hauptquartier sprechen. Zudem war zuvor kurzzeitig tatsächlich „live“ eingeblendet. Al Zawahiri verdeutlichte den zeitlichen Bezug: „And today your Government is leading you to another lost battle..”   (Al Zawahiri auf CNN, zitiert nach Sommer 2003: 43). Es war nicht nur der CNN Reporter erschrocken über dieses Video. Diese Botschaft war eine mediale Bombe, die live gezündet wurde. In den US-Medien wurden eventuelle Ziele für Flugzeugattentate ausgemacht. Es wurde darüber diskutiert, dass die Terroristen den Medien und Filmen ihre Ideen finden. Es wurde ein Zensurkurs gefahren, dessen wichtigstes Argument der Patriotismus war.
Das zweite Video wurde dann schon nicht mehr abgespielt . Fortan wurden meist nur noch Tonausschnitte mit einem eingefroren Bild gezeigt. Dieses Video, das am 10. Oktober die Wohnungen in den USA erleuchteten, enthielt lediglich die Warnung vor mehreren Attentaten. Das dritte Video zeigte auf CNN nur ein Bild des gesuchten bin Ladens, der den Krieg in Afghanistan verurteilte. Der Veröffentlichungszeitpunkt bei diesem Video war ebenfalls geplant, es war zwei Tage vor den Präsidentschaftswahlen 2004. Darin deutet bin Laden an, dass die Bevölkerung der USA den Kandidaten Bush wählen soll (Barrat 2005). Die zwei Akteure, die sich in vielen Dingen ähnlich sind, brauchen einander. Ohne den jeweiligen Gegenpart können sie ihre personalisierten Feinbilder nicht aufrechterhalten.
Nach diesem Video reagierte die US-Regierung sofort und ging mit Kelly Wallace aus dem Weißen Haus auf CNN, sowie mit Chris Ross direkt bei Al Jazeera auf Sendung: Dieses Band sei ein „act of desperation“ (Vgl. Sommer 2003: 50).
Das vierte „Bin Laden Video“ wird von US-Regierung selbst herausgegeben und ist das sogenannte „Smoking-Gun-Video“, in dem sich bin Laden selbst belastet. Zweifel an der Echtheit darüber wurde jedoch von vielen Seiten laut, vor allem in der arabischen Welt. Das fünfte Videoband wurde schon nach der Einnahme Kabuls veröffentlich und hat offensichtlich den Sinn zu beweisen, dass bin Laden noch lebt. Das vorletzte Auftreten bin Ladens in dieser Videoserie ist ein Interview, das CNN zusammen mit Al Jazeera plante. Obwohl dies eine ganz andere Situation als die anderen Bänder darstellt, kommen die Bilder vertraut vor und folgen demselben Muster.
Das letzte Video dieser Reihe, enthält in der Machart viel mehr Inszenierung und beinhaltet das Videotestament eines der Todesflieger vom 11. September. Darin stellt bin Laden außerdem noch praktisch den Erfolg dar , weil die USA Schäden in Trillionenhöhe hätten und er erörtert die psychologische Verfasstheit der USA.
„Some American studies have said that about 70 percent of the American people are suffering from depression and pschological diseases after the event of the collapsed two towers and the damage at the Pentagon.”
(Bin Laden auf CNN, zitiert nach Sommer 2003: 64)

Reaktionen der USA

In dem mediatisierten Schlagabtausch zwischen Al Qaida und der Bush-Administration durch die Videobotschaften der Terrororganisation kann man durchaus von einer gewissen Symmetrie sprechen. Auf der „Response to terrorism“ (a) – Homepage gibt es einen Bericht über die Schäden für die Wirtschaft in Jemen und anderen Ländern, der auf den 11. September zurückgeht. Die US-Regierung antwortet damit auf bin Ladens medialen Angriff.
Die US-Strategie in bezug auf die Videobotschaften von Al Qaida veränderte sich permanent . Zunächst wurde mit Blockade reagiert, was vermutlich mit dem Schock der Menschen zu tun hat, da das erste Video komplett ausgestrahlt wurde. Schon das zweite Video wurde von den führenden Sendeanstalten wie CNN nicht mehr gezeigt. Wegen der aufkommenden Proteste zu der faktischen Zensur, wurde die Strategie dahingehend geändert, dass die Bush – Administration über den zuvor geprügelten arabischen Sender Al Jazeera, selbst kommunizierten.  Diese Nutzung der Kommunikationskanäle stellt eine quasi-symmetrische Konstellation dar, da die US-Regierung nicht alle Medien einschüchtern kann.
Um der Aktualität gerecht zu werden, ließ die US-Regierung alle arabischen Medien durch das „Coalition Information Center“ überwachen. Somit konnte man direkt auf die neuen Botschaften der Terrorgruppe reagieren. Darauf folgte auch schon bald das von den USA vermeintlich gefundene Video – das „Smoking Gun – Videos“ – in welchem bin Laden sich dem Anschlag rühmte. Zweifel an der Echtheit des Videos wurden als unpatriotisch abgetan. Die uneingeschränkte Verbreitung des Videos durch die US-Regierung sollte die kritischen Stimmen auch im arabischen Raum überzeugen, doch dies hatte wenig Erfolg. Aber in der eigenen Bevölkerung, und vielleicht waren sie die eigentlichen Adressaten, wurde der Afghanistankrieg wieder positiver gesehen. Zuletzt versuchte man dann von Seiten der US-Regierung weitere Botschaften herunterzuspielen und selbst der Name Osama bin Laden wurde durch „he“ ersetzt (Sommer 2003: 86). Dies änderte sich jedoch wieder, als bin Laden sich über Al Jazeera zu Wort meldete . Dies wurde von Bush zur Begründung des „war on terror“s genutzt:
„I think that the Bin Ladin tape should say to everybody, the war on terror goes on; that there’s still a danger for free nations and that free nations need to work together more than ever to share intelligence, cut off money, and bring these potential killers, or killers to justice.“                              (Bush 2003, zitiert nach Al Jazeera g).

In diesem virtuellem Krieg, bzw. dieser Operation herrscht m.E. ein hoher Symmetriegrad. Bin Laden und Al Zawahiri haben sich in diesen Videos mit ihren entsprechenden Images für einen großen Teil der Welt konstituiert. Eine Ausnahme in dieser Konstellation stellt auch nicht die Tatsache da, dass die einzelnen Zellen der Organisation Al Qaidas auch untereinander über Al Jazeera kommunizieren, da auch politische Akteure der USA über Medien kommunizieren. Als Al Zarqawi, erst nach dem offiziellen Ende des Irakkriegs, seine Angriffe startete, wurde über Al Jazeera und das Internet die Kommunikation mit bin Laden aufgenommen, in welchen bin Laden sein ‚d’accord’ dazu gab.
Er  hatte die Attentate und seine Aufforderungen, als Audiospur, über das Internet verkündet. Er beschrieb detailliert wo sich welcher Geheimdienst  befindet.

Internet

Terroristen benutzen das Internet um zu kommunizieren, aber auch um sich auszubreiten. Grundsätzlich ist der Zugang zu den Internetseiten nur durch ein Abo möglich, allerdings braucht man nicht Mitglied einer islamistischen Terrorgruppe zu sein. Wenn die Seite gesperrt wird, wird eine Alternativseite angeboten, auf der man die Informationen erhält und auf welcher die Videos von Terroranschlägen heruntergeladen werden können. Diese werden von Amateuren oder von den Attentätern selbst gedreht und mit entsprechender heroischer arabischer Musik unterlegt (Vgl. Barrat 2005). Diese Videos ähneln sich in gewisser Weise Rekrutierungsfilme des US- Militärs. Was also die mediatisierte Rekrutierung belangt, kann man doch von einer gewissen Symmetrierung sprechen. Nicht nur in Hollywood auch in den Werbespots der USA fallen Wörter wie Ehre, Loyalität und Patriotismus. Auf der Homepage der US-Army kann man multimedial sehen, hören und lesen, dass die Soldaten sich wohl fühlen und für eine gute Sache kämpfen.

Werbungsvideo der US-Army
Wenn George Bush von dem göttlichen Auftrag der USA spricht, ist es durchaus legitim Sätze aus einem Werbungsfilm des US-Militärs mit Bibelzitaten zu vergleichen. Bush zitiert eine Bibelstelle des Knechts bei Jesaja (Bibel, Jesaja 42, 2 ff), der nicht verzagt oder zerbricht an dem Auftrag die Gerechtigkeit in die Welt zu bringen, so zerbricht Amerika, vor allem aber das US-Militär nicht an der Herausforderung  (Siehe Bild: Werbungsvideo).
Sollte auf einer Homepage von Al Zarqawi ein Film nicht verfügbar sein, ist immer ein Spezialist kontaktierbar, der sich Terrorist 007 nennt, der sich des Problems annimmt (Vgl. Barrat 2005). Die dazu benötigten Fachleute sind im Umfeld von bin Laden oder Al Zarqawi genauso vorhanden, wie im Umfeld der Bush-Regierung. Für die Infoops gilt, dass die Gruppierungen die entsprechenden Hacker engagieren können. Diese sind außer dem Zugang zum Netz dann auch die einzige benötigte Ressource.
Die USA haben bin Laden für einen „Hinterwelter“ gehalten. Ein Pressesprecher hatte lange vor dem 11. Semptember einmal die Journalisten zu beruhigen versucht, in dem er bemerkte dass man sein Satellitentelefon abhöre. Das war auch der letzte Tag, an dem bin Laden dieses Telefon benutzte.
Al Zarqawi hat aber sogar einen Videoservice, auf dem auch Enthauptungsvideos zu sehen sind. Für den Westen eine Botschaft der Gewalt, für die arabische Bevölkerungen ist sie aber wegen der Symbolik mehrschichtig.

Auf einem der Enthauptungsvideos sitzt das Opfer, äquivalent zu den Guantanamo Häftlingen in orangener Kleidung, vor seinen „Richtern“. Die Fünf Terroristen tragen die Kopftücher der 3 Regionen des Mittleren Ostens: Jordanien und Irak, Golfstaaten und Syrien, sowie Palästina. Jeweils durch die Farbe der Kefije: Rot, Weiß, Schwarz (Vgl. Barrat 2005). Auf einen Zuschauer aus den Vereinigten Staaten oder Europa wirkt dies also anders, ein Beleg für die Unterschiedliche Wahrnehmung der Akteure, je nach Region.
In Guantanamo werden vermutlich keine Häftlinge hingerichtet, dennoch hat die Folter dort wahrscheinlich ihre Anwendung gefunden. Zumindest ist das Schicksal der Inhaftierten ungewiss, zumal schon der Grund bzw. Beweishaltigkeit für die Inhaftierung der Guantanamo – Insassen angezweifelt werden kann. Die Mehrheit der US-Bevölkerung sieht das Recht dazu, wegen des 11. Septembers, auf deren Seite.
Auf einer weiteren Ebene, ist ebenfalls eine Symmetrie zu bemerken; es ist die mediale Distanz. Dies sichert, dass sich die Auftritte nicht verschleißen. So haben beide Parteien einen Pressesprecher: das Weiße Haus hatte zu der Zeit Ari Fleischer und Al Qaida hatte Suleiman Abu-Ghaith. Der inflationäre Gebrauch eines Wortes oder eines Gesichtes kann eine Änderung der Bedeutung, bzw. des Images nach sich ziehen. Denn ein negatives Image kann verheerend wirken, wie dies Bushs Vorgänger Bill Clinton bewies. Seine Imageänderung auf Grund der „Lewinsky-Affäre“ schwächte ihn dermaßen, dass Saddam Hussein sich traute die Inspektoren des Landes zu verweisen. Die Auswirkungen reichten bis in den Kosovokrieg. Eine Entsendung von Truppen blieb außen vor, da ein toter US-Soldat reichen würde um diesem Krieg die Legitimität auf Grund der öffentliche Meinung zu entziehen (Mailer 2003: 44f). Bushs Ansprachen über den Terrorismus findet im öffentlichen Ohr ebenfalls nicht mehr entsprechend Gehör, das ist keine Schlagzeile mehr wert. Bin Ladens Auftritte in den Medien gehören schon eher zu dieser Art Nachricht. Das ist sicherlich eine Ungleichheit die selbst willentlich nicht zu ändern ist. Bush ist eben mehr eine öffentliche Person, als sich das Osama bin Laden leisten könnte.
Auf der Internetseite “Response to Terrorism“ befinden sich sogenannte „fact sheets“. Es geht gar nicht darum, ob diese Berichte Fakt sind oder nicht, sondern darum welche Fakten zusammengesammelt und dargestellt werden. Es ist ein Sammelsurium von Berichten wie gut die Anti-Terror-Allianz arbeitet und welche Fortschritte der „war on terror“ macht (Response to Terrorism a). Die Liste der Bedrohungen der Al Qaida Gruppe umfasst ca. 40 Meldungen die man bis zum November 2001 gefunden hatte. Jede Meldung, der Ursprung meist britische Zeitungen sind, beginnt mit der Überschrift „Atrocity“ (Vgl. Response to Terrorism b). Aber gleichzeitig wirbt man hier für die guten Ziele, die doch auch im Interesse der Muslime sind. Ein paar Klicks entfernt, die Seite, auf der man die Terroristen anonym anzeigen kann.
Eine ältere Variante um Menschen zu überzeugen, ist die Spezialität der damaligen US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice, sie reiste mit einer Liste der Taliban-Lügen, „the catalolog of lies“ nach Asien. Dessen ist die Führung der Al Qaida nicht möglich. Selbst wenn sie in die USA kommen könnten, würde dies vermutlich genauso verpuffen, wie die Flugblätter der USA über Afghanistan, dessen  Bevölkerung großteilig des Lesens nicht mächtig ist.
In der Hauptstadt Ägyptens, ein Land das von den Vereinigten Staaten nicht mal als „Schurkenstaat“ erklärt wurde, wurden Junge Männer interviewt, sie lehnen zwar die Attentate in New York ab, aber „Osama bin Laden finden wir gut, er wehrt sich gegen die Arroganz der Amerikaner.“ (Die Zeit 27.09.01b). In einigen Teilen der arabischen Welt gilt er sogar als „Retter der muslimischen Welt“ und „Neuer Saladin“ (Vgl. Haug 2003: 13).
Das Interesse im Westen, wenn auch aus einer anderen Motivation heraus, war ebenso intensiv wie im arabischen Raum. Ein Beispiel liefert das Buch „Den 11. September verstehen“, welches das erste Buch nach dem betitelten Datum war. Die verkauften Exemplare wurden bis Ende 2001 26.000 Mal verkauft und für 14 ausländische Verlage lizenziert.

Instrumentalisierung und Zensur

Das Feld der Instrumentalisierung der Medien, in diesem Zusammenhang, ist ausgesprochen weit. Dies ist auch ein wesentlicher Bestandteil der Propagandaführung, sowie der Infooperations.
Warum die Medien sich von den Akteuren benutzen lassen ist bereits im Vorangegangen deutlich geworden, sei es Druck, Quote und Wettbewerb. Dennoch scheint es neben der tendenziellen Symmetrie des Verständnisses über die Bedeutung der Medien auch eine Symmetrie im Bereich der Medienbeobachtung zu geben. Dass Bush immer über die Schritte des Gegners informiert ist, braucht nicht weiter belegt werden. Aber auch bin Laden ist sehr gut informiert. Journalisten die ihn interviewten, berichteten, dass er nicht nur gut über die informiert ist, sondern auch, dass er Computer besitzt und eine Reihe von Datenträgern, sowie Kommunikationsequipment. Osama bin Laden amüsierte sich einmal über die vermeintlichen geheimen Botschaften in den Videos.
„It’s as if we were living in the time of mail by carrier pigeon, when there are no phones, no travelers, no Internet, no regular mail, no express mail, an no electronic mail. I mean, these are very humorous things.”
(CNN 2002, zitiert nach Sommer 2003: 61)

Er beweist damit, dass er nicht nur ein rationaler Akteur ist und kein wildgewordener Geisteskranker, sondern dass er die Medien überwacht und mit seiner Berühmtheit und dem damit verbundenen Zugang zu den Medien er das annährend gleiche Arsenal für den Medienkrieg wie die US-Regierung hat. Selbstverständlich hat die US-Regierung mehr Equipment und dergleichen, dennoch kann es bin Laden mit ihnen aufnehmen. Denn mit dem jeweiligen Image Bilder und Ansprachen über den Äther zu schicken, können offensichtlich beide Parteien.
Sinn und Ziel des mediatisierten Terrors ist die Vervielfachung der Detonationswellen des tatsächlichen Anschlags, welcher über die Medien multipliziert wird und sich in Angst und Unsicherheit ausdrückt. Dies wurde schon des öfteren erwähnt. Dieser funktionale Zusammenhang spiegelt sich auch jenseits des Atlantiks. Die Regierung der USA lässt durch Ultimaten das jeweilige Land und damit oftmals die gesamte Region erzittern. Wichtig ist jedoch beiden Seiten, dass sie beim eignen Publikum gut argumentieren, denn für den Terror wie für den staatlich organisierten Kampf gilt die Publikumsabhängigkeit. Ein Krieg der von der Bevölkerung nicht akzeptiert wird führt letztlich dazu, dass eine Fortführung nicht oder kaum noch möglich wird. Auch bin Laden braucht die Unterstützung und dabei sind beide Hauptakteure auf die interessierten Dritten angewiesen. Weit weniger sind die postmodernen Terroristen auf die Zu Interessierenden Dritten angewiesen, jedoch kann durchaus deren Schaden erklärt werden, da sie als Kollaborateure des Westens oder der korrupten  islamischen Führer erklärt werden. Die muslimischen Opfer des 11. September können ohne weiteres in dieses Schema eingebunden werden.
Die richtige Inszenierung spielt dabei eine gewichtige Rolle. Ob der 11. September 2001 tatsächlich derart geplant war, dass der Himmel blau war, die Einschläge verzögert waren, was die Medien zu Live-Schaltungen veranlasste, bleibt nicht beweisbar. Aber es hatte das Ziel erreicht. Ein mögliches Beispiel ist eine Missile, die direkt an einem Kamerateam des CNN in Bagdad vorbei flog (Palm, Rötzer 2002: 387). Über die eventuelle Absicht dieser Aktion wurde spekuliert. Die Cruise Missile zählt zu den Präzisionswaffen, sie ist ein Symbol des sauberen Krieges. War dies eine Inszenierung? Die anwesenden Reporter berichteten von diesem Ereignis, aber weniger von der Zerstörungskraft dieser Waffe, sondern eher von der Faszination, die dieses technische Wunderwerk darstellte. Das bestätigte auch der Leiter der Auslandsgruppe des WDR, nicht das Furchtbare, sondern die Faszination wurde hervorgehoben. (Vgl. Paul 2004: 376, 387). Dies war sicherlich auch das Ziel dieser Aktion, wenn sie wirklich geplant war. So etwas reicht sicherlich bis in die Sphären des Propagandakrieges, dass dies ein sauberer Krieg ist, der obendrein Fortschritte macht. So berichtete der prominente Journalist Bernhard Shaw beim Beginn des Luftangriffes auf Bagdad live per Telefon zu Bildern eines durch die Flugabwehraketen erhellten Nacht-Himmels: „Es geht los… – Riesige Blitze am Himmel!“ Der ebenfalls in Bagdad verbliebene Peter Arnett (CNN) kommentierte ebenfalls beeindruckt: „Wie ein gewaltiges Feuerwerk…“ (ebd. 365ff). Oder dass die Angriffe auf Bagdad, während des Irakkrieges 2003 immer zu „Prime-Time“ des Fernsehens abgehalten wurde, lässt ebenfalls die Vermutung zu, dass dies durchaus Planung im Spiel war (Vgl. Bussemer 2003: 24).
Vor dem Golfkrieg kam es bereits zu einer breit angelegten, speziell auf muslimische Menschen angelegten, 15 Mio. $ schweren, PR-Kampagne in den USA (ebd. S. 21). Die USA betreiben speziell für das Werben um die Meinungen wie in diesem Fall im In- und Ausland Büros, das die Politik mit PR-Manier begleiten soll.
Quelle: White House

Es gab Bilder wie Bush sich mit Muslime traf und gelächelt hat. Auch zur Zeit als der Afghanistanfeldzug anlief und Bush den Fehler beging diesen „Crusade“ zu nennen, kam es zu einer „Charme Offensive“ um die rund sieben Millionen Muslime in den USA. Dazu zählt vermutlich auch schon die Kommunikation über Al Jazeera. Der Erfolg spiegelte sich in der Einreihung einer Muslimischen Vereinigung in den USA in die Anti-Terror-Allianz  (Al Jazeera e).
Gleichzeitig liefen Berichte die die brutale Gewaltherrschaft Saddam Husseins darstellten. Da Fernsehstationen ihre Informationen oftmals aus Regierungskreisen beziehen, wird es nicht schwierig gewesen sein, ein paar Bilder und entsprechende Stories unter den Journalisten zu lancieren. Ein ähnliches Vorgehen, geschah während der Video-Botschaften aus der Al Qaida-Produktion: In den USA liefen nach solchen Nachrichten Spots über die überlegenen Waffen der USA. Das Al Qaida Netzwerk wiederum ließ, während über den Tod bin Ladens spekulierte, durch einen Sprecher über Al Jazeera die Unversehrtheit von bin Laden und Al Zawahiri verlautbaren.
Als Collin Powell vor dem Golfkrieg 2003 eine Verbindung zwischen Al Qaida herzustellen schlug dies fehl. Der Versuch die Existenz von Massenvernichtungswaffen zu beweisen, war ebenfalls plump und überzeugte niemanden wirklich; denn eine Tonaufnahme von zwei irakischen Soldaten, wie sie die Massenvernichtungswaffen verstecken wollten , war leicht zu imitieren. Ein Nachweis für eine Verbindung von Al Zarqawi  und bin Laden, scheiterte dennoch, da diese Koalition erst nach dem offiziellen Ende des Irakkrieges zustande kam (Barrat 2005). Bin Laden hatte aber durchaus Interesse an diesem Krieg, denn sollten die USA im Irak einmarschieren, bedeutete dies Unterstützung für sein Projekt. Deshalb forcierte er diesen Krieg, indem er ein Videoband auf Al Jazeera veröffentlichte, dass er in diesem Notfall auch mit ‚Gottlosen’ zusammenarbeiten würde. Die Gottlosen sind in diesem Zusammenhang die Eliten um Saddam Hussein , der eine weltliche Ordnung, der Göttlichen vorzieht. Saddam wies dies zurück, denn er wollte bin Laden nicht die Waffen auf die Hand geben, denen er sich so rühmte. Ob und wie weit die Strategie bin Ladens in den USA ankam, und damit Erfolg hatte, bleibt ungewiss. Doch verschaffte der Golfkrieg 2003 bin Laden gewisse Vorteile: er war einen Gegenspieler (Saddam Hussein) los und die Unterstützung für ihn wuchs, weil es seine Behauptungen gegenüber der USA untermauert hat. Die USA wollen, so die Propaganda des Terrornetzwerks, die ihre Kultur exportieren und Kreuzzüge führen.
In den USA liefen vor dem Einmarsch in den Irak 2003 wiederholt die Bilder des Terroranschlags vom 11. September 2001. Doch wurde die Verbindung zwischen bin Laden und Saddam Hussein konnte nicht hergestellt werden, zumindest nicht faktisch. Durch die Bilder jedoch wurde eine emotionale Verbindung etabliert. Später wurde dementiert, dass diese Verbindung hergestellt werden sollte.

Die Menschen in der arabischen Welt mögen Osama bin Laden, auch wenn sie die Anschläge verurteilen. „Bin Laden rekrutiert seine Anhängerschaft, indem er sie begeistert“ (Die Zeit 27.09.01a). Seine Anhängerschaft ist aber nicht nur auf die Ärmsten beschränkt, selbst gebildete ägyptische  Händler und Verwaltungsbeamte lassen auf  bin Laden nichts kommen: „Wir haben alle eine emotionale und spirituelle Bindung an Osama. Er sei unschuldig. Die USA demütigen Muslime seit Jahren…“ (Die Zeit 27.09.01b).

Zensur

Die mediale Zensur in der USA hat Tradition. Es wurde immer schon versucht die Presse an die Leine zu nehmen. Der Einsatz im Irak 2003 hat die Möglichkeiten die Medien zu zensieren sicherlich auf einen neuen Höhepunkt gebracht, als „embedded Journalists“ zusammen mit dem Militärtrupp in die Wüste zogen. Das Ziel war selbstverständlich die negative Presse so gering wie möglich zu halten.
Es wurde schon vorher ein Media-Pool eingerichtet, der ebenfalls Tradition hat, bei welchem sich die Journalisten Bildmaterial und Informationen über das Kriegsgeschehen organisieren können. Dass dort nur Bilder herausgegeben werden, die den USA nicht schaden, liegt auf der Hand.
Schon im Golfkrieg davor, hatte man die Sauberkeit eines Krieges darzustellen versucht. Ein Krieg, der scheinbar ohne zivile Opfer auskommt und das alles mit beeindruckenden High-Tech-Waffen auf dem höchsten technologischen Stand der Zeit. Dass nur ungefähr 60% der Präzisionsangriffe auch wirklich ihr Ziel trafen, dass auch Zivilisten getötet wurden, das erfuhr man erst nach und nach durch Mängel im System der militärischen Informationssteuerung.
Einerseits brauchte man die Medien um das benötigte Image zu generieren, andererseits wollte man auf keinen Fall Bilder von toten Zivilsten in den Nachrichten sehen. Die asymmetrisch Schwachen versuchen dieses Defizit durch eigene Bilder von toten Zivilisten zu ergänzen. Ob dies nun Propaganda ist, wie damals von der US-Regierung behauptet, oder tatsächlich Wohnhäuser getroffen wurden, ließ sich für die Zuschauer damals nicht nachvollziehen.
Auch die Fernsehbotschaften des Al Qaida Netzwerkes wurden bei CNN nur durch Standbild und Auszügen des Textes dargestellt. Der Grund für die angeordnete Enthaltsamkeit, war offiziell, dass eventuell geheime Botschaften darin enthalten sein könnten. Allerdings ist auch CNN hin und wieder, aus Mangel an News und Bildern, gezwungen die Zensur zu unterlaufen, so zum Beispiel als sie Zivilschäden beklagten, die von der US-Regierung als militärische Bunker dargestellt wurden (Paul 2004: 377).
Wie sehr nachteilige Bilder das gesamte Konzept der Krisenführung  beeinträchtigen zeigten jüngst die Abbildungen der gematerten Gefangenen des irakischen Gefängnisses „Abu Ghraib“. Schon zuvor war es GIs untersagt eigene Bilder ohne die Prüfung staatlicher Zensurbehörden in die Heimat zu schicken. Seit dem Zwischenfall in „Abu Ghraib“, war es den GIs verboten überhaupt Fotoapparate und Kameras mitzuführen. Nur wenn es keine widersprüchlichen Bilder gibt, so die Logik des US-Planstabes, ist ein Krieg ein sauberer. Das war vielleicht auch der Grund warum die US-Regierung während des Afghanistan Krieges alle zivilen Satelliten die dieses Gebiet überflogen für diese Zeit gemietet hatten, bzw. die Bilder gekauft. Die offizielle Begründung war, dass der Satellit „IKONOS“ deutlich bessere Bilder machen würde.
Schon seit dem Vietnamkrieg sind Bilder von Toten für die Kriegsführung relevant, weil sie in der Regel zum Nachteil der US-Regierung wirken. Gerhard Paul hat in seinem Buch „Bilder des Krieges – Krieg der Bilder“ hervorgestellt, dass Bilder von Toten seit langem nicht mehr veröffentlicht werden, ob diese Zensur der Medien freiwillig zustande kommt, oder nicht darauf soll nicht weiter eingegangen werden.
Bei der Bush-Administration gibt es viel zur Zensur zu sagen, aber was Al Qaida angeht, können hier keine derartigen Aussagen gemacht werden, da Personen wie Al Zarqawi oder bin Laden nicht in diesem Ausmaß der Öffentlichkeit ausgesetzt sind wie George W. Bush oder andere Vertreter der US-Regierung. Sie treten nur dann auf wenn sie wollen, eine Zensur ist da in diesem Sinn nicht notwendig. Wenn allerdings ein Gotteskrieger, wie bei Barrat (2005) vor der Kamera ein Interview abgibt, so ist auch immer ein Aufpasser dabei, der nichts falsches sagt. Es gibt also Zensur auch in diesem Lager, wenn auch nicht in diesem Umfang, da dies hier nicht nötig ist. In seinem Umfeld ist eine andersgeartete Zensur auf den Konsum von Produkten die dem Westen entstammen beschränkt. Seinen Kindern ist es beispielsweise untersagt Pepsi oder Cola zu trinken (Vgl. Spiegel 16/2004). Vielleicht gab es auch in den sogenannten „Bin Laden – Videos“ eine Zensur, bezüglich der verletzten Hand, die die Kamera nicht erfassen sollte; Spekulationen darüber gab es viele.
Würde die Organisation Al Qaida tatsächlich staatliche Möglichkeiten, würde die Zensur erheblich Ausmaße annehmen. Gemäß einer Liste der „Gemeinschaft der Muslime“ (Ğamā at-ī islāmi) gäbe es „Zensur der Schauspielhäuser und Kinofilme“ sowie „Konfiszierung der Theaterstücke, Bücher und Zeitschriften, welche Provokationen, destruktiven Skeptizismus und Frivolitäten verbreiten, indem sie die niederen Instinkte des Publikums schamlos ausbeuten.“ (Meier 1995: 81). Nichtsdestotrotz kreieren beide Seiten ihr mediales Image für die Öffentlichkeit nicht öffentlich, wobei die Etablierung des Images auf dieser Ebene schon eine „Reality-Fiction“ darstellt, weil sie praktisch komplett inszeniert ist.
Entsprechend schwenkten die Medien, auch in Deutschland unter der Prämisse der Vernunft und der langsamen Hand, in den Chor der US-Propaganda ein. Der Slogan der US-Regierung „war on terror“ wurde auch in Deutschland etwas abgewandelt übernommen: „Terrorkrieg gegen Amerika“ . Die mediale Kriegsführung wurde, wie auch zuvor in den Kriegen in der Golfregion, angekurbelt.
„Kriege und bewaffnete Interventionen werden von vorneherein als Public-Relations-Ereignisse geplant, Fragen ihrer dramaturgischen Inszenierung erlangen beinahe dieselbe Bedeutung wie die eigentlich politisch-militärische Planung“                 (Beussemer 2003: 20)

Semantik und Darstellung

Die Medien transportieren die Semantik der Akteure und geben damit die Definitionsmacht an den einen oder anderen Akteur ab. Das Ergebnis ist eine rhetorische Verstärkung die eine „primary definitions of social reality“ (Lockyer 2003: 3) kreiert.
Das Auffallendste in der Sprache der beiden Akteure ist die gegenseitige Beschuldigung, der jeweils Böse, ein Terrorist zu sein. Beide führen einen Kampf gegen das ‚Böse‘ im Namen des Guten. Dies ist primär auf ihre religiösen Lager zurück zu führen, hat aber in gewisser Weise Tradition. Schon Reagan bezeichnete die Sowjetunion als das Reich des Bösen und die USA als die Guten. Ebenfalls in den 80er Jahre ist der Ausspruch „Der große Satan USA“ von Ayatollah Khomeni geprägt worden.
Ein prominentes Beispiel für die Übergriffe der US-Regierungssemantik ist „Axis of Evil “, wobei der Zusatz: ‚die sogenannte’, die emotionale Verarbeitung nicht wirklich schmälert. In dieselbe Kerbe der Dichotomie von Gut und Böse schlug der Satz von George Bush: „…he [Bin Laden, D. F.] has no conscience and no soul, that he represents the worst of civilisation” (Bush 2001, zitiert nach Sommer 2003: 54). Die Wirkung zielt dabei auf das jeweils eigene Volk, bzw. die Referenzbevölkerung. Der mythische Konnex zum ewigen Kampf zwischen Gott und Teufel bleibt stets im Vordergrund. „Freedom and fear, justice and cruelty, have always been at war, and we know that God is not neutral between them.” (Bush 2001). Es wirkt, so meinte Norman Mailer, wie ein Betäubungsmittel auf die US-Bevölkerung, wenn Bush von dem Bösen redet (Mailer 2003: 35). Washington Post sieht den Sinn des semantischen Mittels darin, dass es den Erfolg des Krieges nicht messbar macht (Washington Post). Auch die Märtyrer sind durch den Gedanken an das Paradies betäubt und auch hier wird von zügellosem Hass der Gegner gesprochen. Den gefallenen Soldaten erweist Bush die Ehre mit den Worten: „their final act on this Earth […] to fight a great evil and bring liberty to others” (Bush 2003). Auch die Gotteskrieger kämpfen gegen das große Böse, auch wenn es oftmals das Letzte ist, was sie tun.
Die Semantik der Al Qaida-Gruppe hat den Tötungswillen der Selbstmordattentäter bzw. Terroristen durch Zuschreibung der Ungläubigkeit, heruntergesetzt. Eine ähnliche Weise dem Gegner das menschliche zu entreißen ist einerseits: „Bin Laden – dead or alive“. Andererseits durch die Konstruktion von Feindbildern, auf die ich weiter unten eingehe.
Es kann auch die These aufgestellt werden, dass Bush selbst zum Sprachrohr und zur Hand Gottes geworden ist: „To the captives, ‘come out’, – and to those in darkness, ‘be free’.“ (Bush 2003). Dieser Satz verweist auf einen Bibelzitat (Vgl. MediaCulture):
„So spricht Gott der Herr […]: Ich, der Herr, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand und behüte dich und mache dich zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden, dass du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker.“     (Bibel, Jessaia 42,2ff)

Obwohl sich Bush als der Überbringer der demokratischen Idee und des Humanismus darstellt, hat sich bin Laden in einem Video über die unfairen Medien beklagt und betont, dass die USA auf diesem Kurs ihre Menschenrechte mit Füßen treten.
„They forgot all about fair and objektive reporting and reporting the other side of the issue. I tell you freedom and human right in America are doomed”         (Bin laden nach CNN 2002, Sommer 2003: 61)

Aber es gelang ihm nicht die kritischen Stimmen in den USA zu forcieren.
Ein immanenter Fehler war es den Afghanistanfeldzug mit dem Wort „Crusade“ (Kreuzzug) zu betiteln. Dies löste heftigen Protest in der muslimischen Welt aus. Bin Laden hat dies aufgenommen und in dem 5. „Bin Laden Video“, das an Weihnachten 2001 gesendet wurde,  in seine Rede eingebaut.
„… after two months since the crusader campaign startet against Islam, we would like to speak on some of the implications of those incidents […] These events have shown many, many things that are very important to Muslims. It has become crystal clear that the West in gerneral, led by the United States, are full of crusader hatred against Islam, hatred that cannot be defined.”
(Bin Laden auf CNN, zitiert nach Sommer 2003: 56)
„Bush said it in his own words: „Crusade”[…] Bush is the leader; he carries the big cross and walks.”
(Bin Laden auf CNN, zitiert nach Sommer 2003: 61)
Auch die Zeit berichtete: „Bin Laden hat vor Afghanistankrieg zum „heiligen Krieg“ gegen den „großen Kreuzritter George Bush“ aufgerufen“ (Die Zeit 27.09.01a). Der Feldzug wurde in „Enduring Freedom“ umbenannt. Ein ebenfalls bekanntes Zitat des US-Präsidenten beinhaltet die Trennung der Welt in zwei Lager, „Either you are with us, or you are with the terrorists!“ (Bush 2001). Bin Laden zog dem gleich, als er sich zum 11. September äußerte:
“These incidents divide the entire world into two regions – one of faith wehre there is no hyocrisy and another of infidelity, from which we hope God will protect us.”     (Bin Laden 2001, zitiert nach Sommer 2003: 92)
Durch den Gebrauch der Schwarz-Weiß-Wörter entsteht ein gewolltes Schwarz-Weiß-Bild, wobei sich beide gewiss sind, dass Gott zu Ihrem Lager steht. Dieses dichotome Bild der Welt und der Geschichte, ist für Bush der Auftrag der USA, wie eine Anlehnung an die  Unabhängigkeitserklärung suggeriert:
“There is a line in our time, and in every time, between those who believe all men are created equal, and those who believe that some men and women and children are expendable in the pursuit of power. There is a line in our time, and in every time, between the defenders of human liberty and those who seek to master the minds and souls of others. Our generation has now heard history’s call, and we will answer it.”     (Bush 2002)

George Bush, das habe ich bereits erwähnt, hat seine Legitimation durch den Staat, der durch Gottes Willen entstand. Bin Laden macht diesen Umweg nicht, sondern legitimiert sich direkt durch Gott. Und was dessen Wille ist, entscheidet bin Laden selbst. So beginnt die Gerechtigkeit für Bush erst mit der Etablierung der USA. Für bin Laden kann dies nicht genau ausgemacht werden, es reicht jedoch weiter zurück. Die Literatur und die Medien verweisen hier auf den „Wahabismus “,  den „Salafismus“ oder direkt auf Mohammed, den Propheten des Islam.
Die Reden beider Parteien bewegen sich mittels eines mediengerechten, überschaubaren, konventionellen Inventars der Rhetorik und der Bilder, die aufeinander aufbauen und sich ergänzen. Jede Rede perpetuiert die Aktualität, denn die Referenz ist allen im Gedächtnis. Wegen der Frage der Übersetzung ist es schwer bin Ladens Satzbau zu untersuchen, aber es ist bekannt dass die arabische Sprache eine sehr Bildhafte Sprache ist. Die vielleicht im arabischen Raum sehr gut ins Gehör geht. Er verlässt aber das Gerüst seiner Propaganda selten. Hauptsächlich wenn er direkt auf Aussagen oder Taten der Bush-Administration reagiert. Bush spricht in einfachen Sätzen, die leicht verständlich sind und eigentlich immer demselben Rahmen entspringen (Vgl. MediaCulture). Das ist wohl auch den Medien geschuldet die so schnell mittel O-Töne einen Bericht zusammenstellen können. Damit wird das Wesentliche in kürzester Zeit transportiert. Diese Reduktion lässt, wie bereits erwähnt, eine soziale Realität erzeugen, die nur die Unterscheidung in Gut und Böse kennt.
Semantische Dichotomien und unterschiedliche Definitionen gibt es in diesem Konflikt eine Vielzahl. Sie reichen von Kriminellem zu Terroristen, über Attacke zu Operation, bis Präventivschlag zu Aggression.
Wer die Wörter prägt, hängt meines Erachtens davon ab, wer das beschreibende Wort zuerst ausspricht und damit hat diese Person auch die Definitionsmacht, mit der gewollten Bedeutung im Hintergrund. Die Medien übernehmen dann die Worte und verbreiten sie.
Ein Beispiel dafür liefert das von westlicher Seite geprägte Wort: „Sleeper“ . Ein an sich angenehmes Wort, wird zum Begriff der permanenten Unsicherheit und lässt sich entsprechend benutzen um eine eventuelle Erhöhung der Militärausgaben zu verlangen. Dieses Wort wurde durch die Medien in die entlegendsten Winkeln der Erde getragen und ist ein fester Bestandteil der Sprache geworden.
Adam Lockyer konstatiert die Unmöglichkeit einer neutralen Sprache, wenn die Ereignisse derart emotionalisiert sind, aber sie sind m.E. emotionalisiert worden und folgen einem Ziel. Wie auch das erwähnte Beispiel über das Wort „Crusade“, das Bush aussprach und bin Laden benutzte um die Angst vor dem „Kreuzritter“ zu schüren. Nach Lockyer (2003: 2) übernehmen die Medien die Regierungssemantik um eine bessere Assoziation herzustellen. So wird bin Laden als Fundamentalist dargestellt, Bush aber nicht. Wörter werden einfach umbenannt um sich des negativen Inhalts zu entledigen, ein berühmtes Beispiel ist der Begriff: „Collateral Damage“.
Aber auch die Terroristen können die Wörter prägen. Der Dschihad ist zu einem geflügelten Wort geworden. Im Westen ist dieser Begriff seiner Fülle beraubt worden, da es nicht nur einen Dschihad des Kampfes  gibt, sondern viele andere Formen des Dschihads, z.B. der des Predigens. Für die Muslime hat dieses Wort eine mehrschichtige Bedeutung. Wann immer das Wort fällt werden westliche Beobachter mit erhöhter Aufmerksamkeit zuhören. Das Al Qaida Netzwerk benutzt das Wort vermutlich absichtlich derart oft und vereinheitlicht für den Westen die verschiedenen Ebenen um mehr Angst zu erzeugen. Durch die häufige Benutzung werden die Wörter und deren symbolischer Gehalt öfter fokussiert. Gibt man auf der Homepage des Weißen Hauses „Terror“ ein, wird eine nicht enden wollende Abfolge von Artikeln gelistet. Nach einer Statistik der New York Times (zitiert nach Lockyer 2003: 5) ist der Begriff der Massenvernichtungswaffen seit 1.1.1996 bis 1003 in 3878 Artikeln gefallen. Davon sind 49% seit dem 11. September 2001 verwendet worden.
Aber die Worte sind damit auch der Inflation ausgesetzt, was zu einem Inhalts- oder Bedeutungsverlust führen kann (Vgl. Hoffmann 2001: 46ff). Sie werden zu Worthülsen und dienen dann nicht mehr zur Beruhigung oder Erregung. Paul (2003: 433 ff) befürchtet Bushs alttestamentarische Rhetorik führt zu einem „moralischen Overkill“. Vielleicht würde es dann auch nicht mehr zur Betäubung der Bevölkerung reichen.
Ein weiteres Beispiel liefert das Wort Terrorismus. Beide Parteien werfen sich Terrorismus vor. Für Bush hat der Krieg gegen Terror hat seit dem Irakkrieg Ausmaße angenommen, dass diejenigen Terroristen sind, die er selbst dafür auserkoren hat. Und trotz der visuellen Unterstützung der Medien, ist zumindest in Europa der Zweifel am Terrorismus Saddam Husseins aufgekommen. Dies ist auch schon an den drei unterschiedlichen, offiziellen Definitionen  von Terrorismus zu sehen.
Die Inflation wird auch hin und wieder speziell forciert, wie dies die Bush-Administration tat, als sie weitere „Bin Laden Videos“ als ‚nervend’ abgetan haben (Sommer 2003: 77ff).
Während bin Laden seine Berühmtheit der Bush-Administration zu verdanken hat , kann Bush eine Kriegserklärung wegen der medialen Präsenz des 11. September inszenieren. Die eigentliche Kriegserklärung hatte bin Laden aber schon vorher ausgesprochen. (Vgl. zmag.org). Ich kann der These, dass der 11. September eine Kriegserklärung war, dementsprechend nicht zustimmen. Zudem wurde Amerika nicht das erste Mal „angegriffen“, da es schon zuvor Anschläge auf Botschaften und selbst auf das World Trade Center von bin Laden gab. Aber der 11. September war eben ein derart dramatisches Ereignis, dass es erst seit dem die entsprechende Aufmerksamkeit für diesen Krieg gab und eine Reaktion der USA herausforderte.
Indem sich Al Zawahiri direkt an die US-Bevölkerung wendet, kann dies mit Bush verglichen werden, wenn er sich zum Beispiel an die Bevölkerung des Irak wendet und sie auffordert die Waffen niederzulegen.
Darstellung
Bin Laden wurde das Symbol des islamistischen Widerstand, der sich dem großen Amerika entgegen stellt. Bushs Image hingegen wurde zur Warenmarke USA, für Freihandel und Demokratie.
In den „Bin Laden Videos“ an die USA hatte er eine Armeejacke an, die den gewaltvollen Gehalt seiner Botschaft, den Dschihad, unterstreichen sollen. Vielleicht stellt es auch eine Art Trophäisierung dar, da es sich wahrscheinlich um eine US-Militärjacke handelt. Dies erinnert an Herakles mit der Bärenhaut.
Quelle: White House

Bush ist gemäß seines Images als Friedens- und Wohlstandsüberbringer, in einem Anzug gekleidet (siehe Bild). Der „Pressesprecher“ der Al Qaida war neutral in Weiß gekleidet. Bei Botschaften an die eigene Regierung, die dann meist auch nicht über CNN laufen, trägt auch bin Laden einen weißen Kaftan, die Militärjacke ist nicht augenbindend.

Quelle: Al Jazeera

Ein ähnliches Bild mit Podiums-Diskussionscharakter. Allerdings mit Camouflagejacke und Kaftan. Quelle: Al Jazeera
Er sitzt mit anderen Mitgliedern seines Netzwerks, in einem Video dieser Art, vor einer an der Wand befestigten Weltkarte, mit Mikrofon  (Barrat 2005). Das Szenario hat einen Podiumsdiskussionscharakter und unterstützt ein Image der Etabliertheit in arabischen Staaten. Es handelt sich folglich um Legitimationen und Unterstützungsbilder. „Der Gotteskrieg richtet sich gegen die Amerikaner. Unser Kampf ist beseelt vom tiefen Glauben an Gott.“ (Osama bin Laden im Film von Barrat 2005). Er passt sich je nach Publikum an, so trägt er in den sogenannten „Bin Laden Videos“ eine ganzärmliche Militärjacke  (Siehe Bild rechts). Die Kalaschnikow ist immer im Hintergrund.
Eine gewisse Verbindung zu Bush lässt sich feststellen. In Bushs Hintergrund ist praktisch permanent eine US-Flagge, dem Symbol der USA , zu sehen. Bin Ladens Kalaschnikow ist nicht nur für den arabischen Raum das Symbol der Revolution bzw. des Dschihad. In Mozambique ist dieses Gewehr in die Nationalflagge aufgenommen worden. Auch die Haltung ist mediengerecht: bei Reden hat die Kamera stets das Portrait ab Brusthöhe im Fokus. Auch Bush wird ständig so gefilmt und fotografiert.
Bin Ladens Bart und sein Turban lassen unverkennbar seine regionale und religiöse Identität erkennen. Aber im Gegensatz zu Bush redet er langsam und wirkt dadurch geradezu friedlich. Im ersten Video spricht er auch in prosaischer Form (Vgl. Sommer 2003: 44). Er will als Prophet wirken, wie der, der einst die Massen bewegte, denn das will auch bin Laden. Dazu spricht er friedlich, wandert wie der Hirte durch das Gebirge und wiederholt nach fast jedem Satz „Allah ist groß“ oder „Allah sei mein Zeuge“. Auch die Reden von George Bush richten sich in erster Linie an die US-amerikanische Bevölkerung, aber immer auch an die Weltbevölkerung insgesamt, also auch die eigene und die Gegenseite. So auch in einem Bericht auf der Seite des Weißen Haus’ über die sinkende Zahl terroristischer Aktionen, dies erwies sich jedoch als Datenfehler (Al Jazeera d). Zumindest über Al Jazeera hört man den beiden Lagern immer zu.

Feindbilder

Die Kriegsgründe werden fast schon selbstverständlich durch das Feindbild, und das ist wohl der älteste und zugleich wichtigste Faktor im Kommunikationskrieg, vermittelt.
Die Legitimierung, sowie die Unterstützung für den Kampf, der damit einhergeht bedarf dieses Bildes. Selbst muss man als gerecht und im Falle von Bush als „tolerant and just“ (Bush 2002) dastehen.
Dazu gehört auch eine Verunglimpfung des Gegners. „Die US-Soldaten sind Komfort gewöhnt, Afghanistan ist ein raues Land…“ (Mullah Jalaluddin Haqqani, zitiert nach Palm, Rötzer 2002: 109). Vor allem aber besteht der Sinn der Konstruktion von Feinbildern, die Tötungshemmnisse herunter zu setzen (Kleinsteuber 2003: 208). Gemäß der Strukturierung von Kuntze (2003) soll das Feindbild hier kurz erläutert werden. Die personelle Referenz (1) ist ganz klar der Top Terrorist Bin Laden und der Kreuzritter Bush. Die Zuschreibung der Merkmale (2) bleibt in diesem Konflikt auf deren Ziele beschränkt, die im Laufe der Arbeit mehrfach genannt wurden. Es werden Schlagwörter und Stereotype (3) genannt und geprägt, wie zum Beispiel Kulturimperialismus und islamistischer Angriff auf die Freiheit. Die Identifikationsbilder (4) die geschaffen werden, orientieren sich an der politischen Situation und deren notwendigen Symbole: das Bild der zerstörten World Trade Türme und auf der arabischen Seite, das Leiden Palästinas. Diese vier Punkte ließen sich problemlos unter der Mediendimension Sachlogik einfügen. Die Feindbilder sind sehr gut an die Medien angepasst und unterlaufen in einem hintergrundslosen, schnellen Journalismus die Grenze der Objektivität.
Nachtrag zur Postheroischen Gesellschaft
Eine Grundasymmetrie besteht zunächst darin, dass die USA gemäß der Definition von Münkler, eine Postheroische Gesellschaft  ist. Das bedeutet zunächst, dass in einem Krieg möglichst keine Verluste erlitten werden, worin die Waffentechnologische Überlegenheit begründet ist. Für den Kommunikationskrieg bedeutet das, dass die Gewalt in Geschichten und Filme domestiziert ist, was sie für Bilder wie den 11. September enorm anfällig macht. Aber man muss das Bild m.E. etwas abrunden, da der Postheroismus in den USA ein anderer ist, als der den man in Europa pflegt. Ich denke bei den Militärs gibt es ein gewisses Maß an Heroismus, der nicht zuletzt Hollywood zu verdanken ist. So gab es nach dem Film „Top Gun“, der von Seiten des Pentagon mit Mitteln und Personal unterstützt wurde, einen neuen Rekrutierungsrekord für die US-Airforce (Mascaro 2004). Der Heroismus mag in der Tendenz in der arabischen Welt höher sein, aber diejenigen die sich zum Dschihad „melden“ sind zwar durch die Propaganda beeinflusst, dennoch gehen sie letztlich freiwillig in den Tod. Die US-Soldaten gehen freilich nicht freiwillig in den Tod, aber das die Chance besteht ist auch ihnen klar. Hollywood sorgt für Heldentum, das tun die Videos der Selbstmordattentäter auch, die zu Vorbildern werden, genau wie Schauspieler.
Und schließlich entsteht der erste Eindruck in der Bevölkerung über das Militär durch das Kino. So hat der virtuelle, domestizierte Heroismus eine Wirkung auf Realität bzw. reales Handeln. Auch der Film „Black Hawk down“ inszeniert den Heldentum, der tapferen Soldaten. Auch hier hat das Pentagon Material und Flug- und Fahrzeuge bereit gestellt. Aber auch durch die Geschehnisse des 11. September entstand ein quasi-Heldentum, „indem die Feuerwehrmänner in tradierter Pose amerikanischen Heroentums die Flagge auf den Trümmern des WTC hissen, nimmt das Bild unmittelbar intendierte bildästhetische Schemata von Sieg und Niederlagen, Hoffung und Katastrophe auf.“ (Viehoff, Fahlenbach 2003: 55).
Inzwischen kann jeder ein Held sein, wenn er in diversen Computerspielen arabisch aussehende Gegner vernichten kann.
Die Gotteskrieger sterben im Namen Allahs und die GIs sterben im Namen des Patriotismus, die Begriffe sind allerdings auswechselbar. So greifen die sogenannten Postheroischen Gesellschaften nicht vor laufender Kamera ein Bürohaus an und darin besteht dieser Unterschied im Wesentlichen. Obwohl das Bürohaus bei „abgeschalteter Kamera“ im Notfall auch bombardiert werden würde.
Seit dem Vietnamkrieg, der in vielerlei Hinsicht ein Novum war, ist die Trennung zwischen Zivilität und Militär aufgehoben worden (Paul 2004: 311ff). Dies war den dramatischen Bildern geschuldet, die direkt in Haushalte geliefert worden sind und die Leute direkt zu Beteiligte am Krieg machte.

Fazit

“In peacekeeping operations, military PSYOP forces can expect to operate for
an extended period of time in an area where sophisticated, robust, indigenous media
competes with the U.S. military PSYOP message. In this environment, military PSYOP
will not have the ability to monopolize an area’s information outlets through destruction
or jamming. In fact, PSYOP forces today must often compete with numerous
international neutral entities to gain the attention of an intended foreign target audience.”
Defense Science Board 2000: 12

Massenmedien können als Podium in dem globalen Dorf der Neuzeit gesehen werden. Sicherlich ist Technik, um nicht zu sagen Hi-Tech, enorm wichtig für die Medien, dennoch kann hier für die beiden Opponentengruppen nicht von dieser Immanenz gesprochen werden. Weder die Bush-Regierung noch das Netzwerk von Al Qaida besitzt ein Mediennetzwerk. Die Überlegung soll veranschaulichen, dass die Bedingungen für Symmetrie für den hier erarbeiteten Bereich  nicht so einfach zu differenzieren sind. Eliten kommunizieren untereinander, dass tun Bush und bin Laden, wenn auch indirekt und bedingt wechselseitig. Dieser Globalisierten Welt, ist durch die Kommunikationsmöglichkeiten zu einem Dorf geworden, in dem das Monopol schwerer zu halten ist, als dies früher der Fall war. Das Aufkommen von Netzwerkorganisationen ist die Konsequenz der Informationsrevolution und die Massenmedien bieten sich jedem als Podium an, wenn er nur weiß sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Die Akteure sind sich sehr ähnlich, mit dem Unterschied, dass Bush sich irgendwann auf das Rententeil setzt, während Bin Laden seine Aufgabe, als Lebensaufgabe sieht. Aber vielleicht hat sich Bush bereits so sehr in sein Image hinein versetzt, dass er eventuell darin aufgegangen ist. Vermutlich entspricht auch das Image bin Ladens nicht der Wirklichkeit, doch auch das kann für diese Arbeit nicht beantwortet werden.
Die Etablierung der Akteure ist in der Tendenz trotz dem symmetrisch, obwohl die Öffentlichkeit bei Bush nie so ausgeschaltet werden kann wie bei bin Laden. Die Medien zwingen mit ihrer Logik in gewissen Punkten zur Symmetrie. Dies betrifft vor allem die Zeit- und die Sachdimension der Medienlogik. Bei der Sozialdimension muss man Abstriche machen, da Bush nicht nur durch Krieg auf Aufmerksamkeit im arabischen Raum erhält, aber auch bei ihm ist sie dann um einiges erhöht. Auch bei der Inszenierung sehe ich durchaus gleichstand, denn beide haben ein virtuelles Image medial verkauft.
Zur Zensur: hier kann nur sehr bedingt von Symmetrie gesprochen werden, und das ist sicherlich eine nicht zu schließende Lücke. Dies liegt aber an der Öffentlichkeitsscheu der Al Qaida-Gruppe, wäre diese jedoch umfassender würde dies vielleicht notwendig sein. Was den „Video-Krieg“ und das Internet betrifft so ist hier inhaltlich, mittels Semantik und Darstellung eine Symmetrie gegeben. Jedoch werden Internetseiten der US-Regierung selbstverständlich nicht verboten, können aber dennoch angegriffen werden. Eine Charme-Offensive, wie dies die USA machten, wird es bei bin Laden nicht geben, obwohl es möglich wäre. Vielleicht war ja das Friedensangebot an Europa eine solche Charme-Offensive, in jedem Fall jedoch war dies ein strategischer Schachzug.
Wenn man der Tatsache Rechnung trägt, dass der kommunizierte Krieg, ein virtueller Krieg ist, kann man das Problem mit der postheroischen Gesellschaft durchaus im Raum stehen lassen. So komme ich zu dem Schluss, dass man in diesem Kommunikationskrieg zwischen Al Qaida und der Bush-Administration von einer leichten- oder quasi-symmetrischen Konstellation sprechen kann.

Hinreichende Symmetrie?

Reicht das für eine hinreichende Symmetrie? Wahrscheinlich nicht, da der Respekt und die Anerkennung als Gleiche nicht erreicht wurde. Bin Laden und George Bush haben auch nie eine face-to-face Kommunikation geführt. Die gegenseitige Betrachtung als Gleiche gelingt allenfalls den Hackern und vielleicht noch den Pressesprechern. Eine Resymmetrierung außerhalb des virtuellen Raums, wird deswegen ebenfalls nicht stattfinden können.
Aus heutiger Sicht ist eine Änderung des Zustandes nicht abzusehen. Das beweist schon die Darstellung von Toten in den Medien; einer Statistik nach entspricht ein westlicher Toter, dem Nachrichtenwert von 11 Menschen aus dem mittleren Osten und 12 Asiaten (Sommer 2003: 35ff). Meines Erachtens hätte eine gegenseitige Respektieren im realen Zusammenhang diesen Krieg noch im Keim erstickt.

Literatur

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www.army.mil

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Der Spiegel, 43/2001 (Oktober) „Der Ché des Propheten“; Spiegel, Hamburg

Die Zeit 27.09.01a; „Das Idol der heiligen Krieger“; Aus ZEIT Dokument 2/2001: Krieg gegen den Terror – Dialog mit dem Islam; Die Zeit, Hamburg

Die Zeit 27.09.01b; „Die Akte Osama bin Laden“; Aus ZEIT Dokument 2/2001: Krieg gegen den Terror – Dialog mit dem Islam; Die Zeit, Hamburg

Die Zeit: 27.09.01c; „Die arabischen Regime im Schraubstock“; Aus ZEIT Dokument 2/2001: Krieg gegen den Terror – Dialog mit dem Islam; Die Zeit, Hamburg

Washington Post, 16.01.05; „Four more (war) years. Can he write a better script?”; Washington D.C.

Datenbank

Microsoft (R) Encarta. Copyright (c) 1994 Microsoft Corporation. Copyright (c) 1994 Funk & Wagnall’s Corporation.

Von admin

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