Gemeinsame Analysefelder von Adorno und Foucault

Im den folgenden Artikeln werde ich mich den gemeinsamen Analysefeldern von Adorno und Foucault widmen. Hier nun zunächst die Einführung:

Adorno wurde einmal gefragt, ob er Mitglied der Humanistischen Union werden wolle. Er antwortete: „Ich hab den Begründern der Humanistischen Union … gesagt: Ich würde, wenn ihr Club eine inhumane Union hieße, vielleicht bereit sein einzutreten, aber in eine, die sich selbst humanistisch nennt, könnte ich nicht eintreten“177.

Wie Adorno war auch Foucault kein Anhänger des Humanismus. Beide waren – und das verbindet sie wiederum mit Nietzsche – Anti-Humanisten. Foucault beschreibt dies wie folgt:

Das am meisten belastende Erbe, das uns aus dem 19. Jahrhundert zufällt – und es ist höchste Zeit uns dessen zu entledigen – ist der Humanismus. Er ist nur noch der Wandschirm, hinter dem ungeheuerliche und undenkbare Bündnisse geschlossen werden – im Namen des Menschen. Durch verschiedene Praktiken: in der Psychologie, der Medizin, dem Strafsystem, der Erziehung, wurde ein bestimmtes Modell der Humanität entwickelt und gilt als universell gültig. Von dem was wir als Humanismus bezeichnen, haben eben sowohl Marxisten und Liberale, wie Nazis und Katholiken Gebrauch gemacht. Das heißt nicht, dass wir die Menschenrechte oder die Freiheiten fallen lassen sollten. Wir können allerdings nicht sagen, Freiheit oder Menschenrechte seien auf dies oder jenes beschränkt. Was mir am Humanismus nicht behagt, ist, dass er eine bestimmte Form unserer Ethik zum Muster und Prinzip der Freiheit erklärt. Ich glaube, dass es mehr Geheimnisse gibt, mehr mögliche Freiheiten und weitere zukünftige Erfindungen, als wir uns dies im Rahmen des Humanismus vorstellen können.“178

Zudem sei einleitend noch erwähnt, dass keiner der beiden eine Möglichkeit sah, sich der zeitgenössischen Soziologie anzunähern.179 Foucault weigerte sich ausdrücklich, sich irgendeiner Kategorie zuzuordnen und auch Adorno konnte sich der Wissenschaft seiner Zeit nicht anschließen.

Literaturnachweise

177 Adorno zitiert nach Butler (2003): „Kritik der ethischen Gewalt“, S. 105.

178 Foucault zitiert nach Radiomitschnitt (1999), „Foucault riskieren: Eine Hommage zum 15. Todestag des Philosophen“.

179 Rabinow/Dreyfus (1994): „Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik“, S. 142.

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